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Foto: Archiv
Gemessen an den Fundamentaldaten ist Wien geradezu ein Forschungsparadies: Hier wird nicht nur die Hälfte aller 4,2 Milliarden Euro an Forschungsausgaben in Österreich getätigt, auch fast die Hälfte der Wissenschafter Österreichs befindet sich in der Bundeshauptstadt. Ein Drittel der Ausgaben "verdankt" die Stadt freilich den acht Universitäten und Hochschulen, an deren rund 400 Instituten 5500 Wissenschafter rund 800 Millionen Euro "verforschen".

Daneben beherbergt die "Hauptstadt der Forschung" zahlreiche außeruniversitäre Einrichtungen - von den Austrian Research Centers (Seibersdorf und Arsenal) bis zum Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) - und rund 220 Unternehmen, die jährlich nicht ganz eine Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung (F&E) buttern, errechnete das Wifo auf Basis der statistischen Daten von 1998.

Die Finanzierung erfolgt fast zu gleichen Teilen durch Unternehmenssektor, Bund und Ausland (Letzteres hauptsächlich durch internationale Konzerne). Der Anteil der Landesfinanzierung ist in Wien mit rund mit 58 Millionen Euro vergleichsweise gering, im Bundesländervergleich hat Wien laut Wifo dennoch die höchsten F&E-Ausgaben.

Siemens hat das Plus

Forschungsdominanz im Unternehmenssektor hat in Wien übrigens einen Namen: Siemens. Die Palette des deutschen Elektronikkonzerns reicht vom landesweit größten Softwarehaus über Rundfunk-, TV- und Nachrichtentechnik bis zu Elektrizitätserzeugung und -verteilung.

Wenig Wunder, dass diese Branchen auch gemessen an Förderzusagen und -barwerten die Stärken des Innovationsstandorts darstellen. Das zweite Wiener Flaggschiff stellen Medizin und Pharma dar. Gefördert wird von Stadtverwaltung und Bund über einen Instrumentenmix: Hochschuljubiläumsfonds, Jubiläumsfonds (WU und Akademie der Wissenschaften), MA 7, Forschungsfonds FWF und FFF - um einige zu nennen.

Neue kreative Wege beschreitet der mit jährlich 7,5 Mio. Euro (aus der ehemaligen AVZ-Stiftung) gespeiste Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF). Um das Potenzial des städtischen Forschungssystems zu steigern, liegt der Schwerpunkt auf Life-Sciences und Creative Industries, also grundlagenorientierten, interdisziplinären Einzelprojekten, die mit bestehenden Instrumenten nicht gefördert werden konnten, sagt Michael Stampfer vom WWTF. Etwa Musik und Mathematik oder kulturwissenschaftliche und ökonomische Untersuchungen, die auf kulturelles Erbe und Kulturgeschichte abgestellt sind. Am 12. November werden die ersten fünf Mio. Euro für Life-Sciences vergeben, der Drei-Millionen-Call für "Creative Industries" läuft noch. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2003)