"Was ist los mit Ihnen?", fragt der Richter. "Ich weiß es nicht, an sich bin ich ein gewaltloser Mensch, ich hab' ein normales Familienleben, und ich komm' mit Frauen gut aus", sagt der Angeklagte.

Er ist Vater dreier Kinder, passt gut in sein Sakko, bringt den Mund auf beim Reden, hat bei der MA 48 ordentlich gearbeitet. Seine Epilepsie kontrolliert er mit Medikamenten. Aber am 10. Februar hat er Alkohol dazugemischt. Dann ging er auf dem Heimweg durch den Park in Hernals. Und da sah er die junge blonde Frau mit dem Hund. Sie ist als Zeugin geladen. "Ich bitte Sie, ihr meine Entschuldigung zu übermitteln", sagt der Angeklagte zum Richter. Er wird hinausgeführt. Sie kann ihn nicht sehen. Sie sieht ihn jede Nacht.

Der Frau ist zum Schreien zumute, dieser Ausdruck ist im Gesicht starr geworden. "Wenn es Ihnen zu viel wird, machen Sie ruhig Pausen", sagt der Richter. Damals im Park packte sie einer von hinten und hielt ihr ein Messer an die Kehle. Sie musste sich ausziehen. Er stieß sie zu Boden. Er kniete auf ihr. Er schlug ihr mit einem Stein auf den Kopf. Der Hund winselte. Die Frau kämpfte. Sie drehte sich auf den Rücken. Sie sah sein Gesicht. "Ich war erstaunt, dass ich ihn nicht gekannt habe, dass das ein Fremder macht", sagt sie. Sie biss ihm in die Hand und entwand ihm das Messer. Er umfasste ihr Gelenk und drückte die Klinge gegen ihren Hals. Dann würgte er sie. Ihr wurde schwarz vor den Augen. "Ich hab' geglaubt, ich muss jetzt sterben", sagt sie. - Jugendliche hörten ihre Schreie. Es gelang ihnen, den Täter zu überwältigen.

"Danach dachte ich, es ist vorbei, dabei hat es erst begonnen", sagt die Zeugin. Sie ist in Therapie. In der Nacht bleibt sie wach, um nicht träumen zu müssen. Der Angeklagte wird wegen versuchter Vergewaltigung mit schwerer Körperverletzung zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Zwei Geschworene hatten Fragen an das Opfer. Ein Herr: "Was ist mit dem Hund geschehen? Hat er gebellt?" Eine Dame: "Was ist der Hund für eine Rasse?" (DER STANDARD; Printausgabe, 15.10.2003)