London - Der ranghöchste Beamte im britischen Verteidigungsminister hat den Vorwurf zurückgewiesen, die Regierung in London habe den Namen ihres Beraters David Kelly als Teil einer Strategie offenbart. "Sie unterstellen, dass es irgendeinen Vorgang gegeben hat, um Doktor Kellys Namen preiszugeben", sagte Kevin Tebbit, bei einer gesonderten Anhörung des Kelly-Untersuchungsausschusses am Montag. "Es hat keinen Vorgang gegeben."

Zwar sei die Presseabteilung des Ministerums angewiesen worden, mutmaßenden Journalisten Kellys Namen zu bestätigen. Dies sei aber keine "Strategie", sondern lediglich "ein Haltungswechsel" gewesen. Das Ressort habe den Regierungsberater "durchweg extrem umsichtig und rücksichtsvoll behandelt", betonte Tebbit, dessen ursprünglich für September geplante zweite Anhörung aus gesundheitlichen Gründen verschoben worden war.

Ergebnis kommendes Jahr

Lordrichter Brian Hutton wird das Ergebnis seiner Untersuchung möglicherweise erst im kommenden Jahr vorstellen können. Dies sagte er in London, nachdem er in den vergangenen Wochen angedeutet hatte, der Abschlussbericht werde vielleicht schon im November oder Dezember veröffentlicht.

Die Affäre um Kellys Tod stürzte die Regierung von Premierminister Tony Blair in die tiefste Krise seit ihrem Bestehen. Der BBC-Journalist Andrew Gilligan hatte in einem Beitrag Ende Mai behauptet, dass die Regierung Geheimdienstinformationen über das irakische Waffenarsenal aufgebauscht habe. Er hatte sich dabei auf eine vertrauliche Quelle berufen. Am 10. Juli hatten mehrere britische Zeitungen Kelly namentlich als diese Quelle genannt.

Wenige Tage nach Bekanntwerden seines Namens wurde der frühere UNO-Waffeninspektor mit aufgeschnittener Pulsader tot aufgefunden. Der Geheimdienstbericht war ein Schlüsseldokument, mit dem Downing Street die britische Beteiligung am Irak-Krieg rechtfertigte. (APA)