Hartmut Fiedler: Nachfolger von Paul Schulmeister

Foto: ORF/Schafler

Montag, 9 Uhr. ORF-Zentralbetriebsratschef Heinz Fiedler leidet doppelt. Unter Behauptungen, sein Sohn Hartmut leite künftig das Korrespondentenbüro in Berlin, weil der Papa beim neuen Stellenplan entgegenkam, der Hundertschaften den Job kostete. Und er leidet unter Jetlag nach zehn Tagen in den USA, die er sich nach langem Poker um den Stellenplan gönnte.

Nein, Fiedler weiß nicht, ob sein Sohn bestellt ist. Und hütet sich nachzufragen.

Das braucht er Montag, 11.06 Uhr, nicht mehr: Der ORF macht offiziell, was wie berichtet seit Wochen als fix galt: Fiedler (38) ist ab 1. Februar Bürochef in Berlin. Bis dahin darf sich noch Paul Schulmeister mit gewohnten Freundlichkeiten über die rot-grüne deutsche Regierung auf die Pension einstimmen.

Teil einer Vereinbarung mit der ORF-Spitze

Manche Stiftungsräte wollten die Besetzung bis zuletzt nicht wahrhaben: "Das gibt Ärger", sagt einer Montagmittag dem STANDARD. Hintergrund: Der Job in Berlin dürfte Teil einer Vereinbarung mit der ORF-Spitze gewesen sein für die Zustimmung oppositioneller Stiftungsräte zur Gebührenerhöhung ab 2004. Wie berichtet nicht einzige Forderung: keine Privatisierung von FM4, keine Ablöse des Wortchefs von Ö3, den Bürochef in Washington und dergleichen.

"Drecksauereien"

"Drecksauereien" nannte Fiedler senior Gegenbewerbungen nicht bürgerlicher ORF-Kaliber um Berlin wie unterstellte Zugeständnisse beim Stellenplan. Fiedler junior am Montag: Was immer er dazu sage, werde Kritiker nicht abbringen. Für seine beruflichen Leistungen brauche er sich "nicht entschuldigen".

Das lässt auch Programmentwickler Mischa Zickler, den es ebenso nach Deutschland zieht. Den Miterfinder von "Starmania" und "Taxi Orange" lockt Gerhard Zeiler, seit der 1998 die Führung des ORF gegen die von RTL tauschte. Es wird ernst: Dementierte Zickler bisher stets, bittet er nun "um Verständnis: Ich möchte dazu keinen Kommentar abgeben." Tobias Krause werden bisher bessere Chancen als neuer ORF-Entwicklungschef eingeräumt.

Zicklers Abgang kann dem ORF mehr "Ärger" bescheren als ein grantiger Stiftungsrat.

Betriebsratschef Fiedler bereitete nicht nur die Karriere des Sohnes Ärger. Roland Schmidl, zugleich stellvertretender Chefredakteur und Betriebsratsobmann TV, legte sich lautstark gegen den von Fiedler verhandelten Stellenplan quer. Kurz nach Abschluss wurde Schmidl auch Zentralbetriebsratsmitglied im ORF-Stiftungsrat.

Um die Nachfolge Fiedlers dürfte sich Schmidl mit Herbert Robisch matchen, der für den Kaufmännischen Direktor jene Löhne berechnet, über die er als Betriebsrat mit ihm verhandelt. Nicht mehr lange rechnet er auf beiden Seiten: Robisch winkt die Leitung der Verwaltungsabteilung in dieser Direktion.

So eilig hat es Fiedler ohnehin nicht: Die nächste Zentralbetriebsratswahl im Jänner bestreitet der 61-Jährige gewiss noch selbst. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe vom 14.10.2003)