Imst - Die Kaverne eines Flusskraftwerks, in den 50er-Jahren als 27 Meter hohe und 58 Meter tiefe Halle in den Berg geschlagen. Riesige lärmende Turbinen, Rohrleitungen und gleich beim Eingang das Geschrei von Papageien - Teil einer Installation der römischen Künstlerin Maria Kristof, die sich im unteren Geschoß mit Bezug auf die biblische "Große Flut" mit Palmen und schaukelnden Holzpapageien fortsetzt.

17 italienische und österreichische Künstlerinnen und Künstler haben auf Einladung von Christoph Bertsch, dem Leiter des Instituts für Kunstgeschichte an der Uni Innsbruck, Werke geschaffen, die sich in der Ausstellung "Kraftwerk peripher" mit dem ungewöhnlichen Ort auseinander setzen. Das Kraftwerk bleibt auch während der vierwöchigen Ausstellung am Netz.

Wasser, Energie, Arbeitswelt, Geschichte, Erinnerung sind die thematischen Bezüge der Arbeiten, die allesamt aus dem Kontext ihre Kraft beziehen. Peter Sandbichler etwa lässt auf einer von hinten beleuchteten Glaswand,eine überdimensionale "Galerie der Elektrohelden" auftreten, Morto da Goffezza hat am tiefsten und kältesten Punkt der Halle Sätze von Leonardo da Vinci an die Wand gekritzelt, und Barbara Huber hat in einem ruhigeren Nebenraum eine Videoarbeit installiert, die zum Innehalten zwingt.

Die Unterschiedlichkeit der Zugänge zeigt sich auch darin, dass alle 17 Beteiligten bei der Wahl ihres Platzes im Kraftwerk konkurrenzlos blieben, erzählt Bertsch.

"Kraftwerk peripher" ist Teil eines Interreg-Projekts, das Kraftwerksanlagen in Tirol und Südtirol industriearchäologisch erforscht. Die Ergebnisse werden als "virtuelles Museum" ab Herbst 2004 im Internet abrufbar sein. Zum Abschluss des Gesamtprojekts soll dann das Kraftwerk Imst nochmals einen Monat lang nach dem gleichen Konzept mit zeitgenössischer Kunst aufgeladen werden. (hs/DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.10.2003)