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Walesa hoffte wie viele polnische Staatsbürger auf die Vergabe des Preises an Papst Johannes Paul II.

Foto: REUTERS/Leszek Wdowinski
Warschau/Prag/Berlin/Wien/London - Der polnische Friedensnobelpreisträger Lech Walesa hat sich enttäuscht über die Verleihung des Friedensnobelpreises an die iranische Frauenrechtlerin Shirin Ebadi geäußert. "Ich habe nichts gegen die Dame, aber wenn jemand diesen Preis verdient, dann sicherlich der Heilige Vater", sagte er in einer ersten Reaktion im polnischen Nachrichtensender "TVN 24".

In Polen war seit Tagen auf die Vergabe des Preises an Papst Johannes Paul II. gehofft worden. "Es gibt keine Gerechtigkeit auf der Welt", meinte Walesa, der 1983 selbst für seine Arbeit für die polnische Demokratiebewegung mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.

"Einsatz einer mutigen Frau"

Die deutsche Regierung hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi gelobt. Damit werde der "Einsatz einer mutigen Frau" gewürdigt, die sich vor allem für mehr Frauen- und Kinderrechte einsetze, sagte Regierungssprecher Bela Anda am Freitag in Berlin. Als eine der ersten Richterinnen in Iran wirke Ebadi für Menschenrechte in ihrer Heimat und der gesamten Region, sagte Anda.

Havel: "Erfreuliche Nachricht"

Der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Havel hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an die iranische Menschenrechtlerin Shirin Ebadi als "erfreuliche Nachricht" bezeichnet. Der 67-Jährige galt nach Papst Johannes Paupl II. lange Zeit selbst als hoher Favorit für die Auszeichnung. Ebadi habe den Nobelpreis "zweifellos verdient", sagte der frühere Bürgerrechtler und Dramatiker am Freitag in Prag. "Ich gratuliere herzlich."

Forderung nach Reformen

Auch Amnesty International (AI) hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an die iranische Frauenrechtlerin Shirin Ebadi begrüßt. "Mit der Ehrung Shirins ist die außerordentlich große Bedeutung der Menschenrechte und derjenigen, die sie auf der ganzen Welt verteidigen, anerkannt worden", teilte die Menschenrechtsorganisation am Freitag in London mit. AI hat nach eigenen Angaben die iranische Führung wiederholt zu Reformen aufgefordert, die die vollständige Unabhängigkeit der Justiz gewährleistet, "um Menschenrechts-Aktivisten zu schützen und diejenigen vor Gericht zu bringen, die bisher ungestraft blieben".

Prammer: "Alles andere als leichte" Situation

Außenministerin Benita Ferrero-Waldner freut sich sehr über die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees. Der Grund: "Es zeigt die Bedeutung der Frauenrechte als Menschenrechte. Und das ist gerade für die islamische Welt ein Zeichen", zitierte der Sprecher der Außenministerin Ferrero-Waldner. "Ebadi ist eine mutige Frau, die die Unterstützung aller Frauen der westlichen Welt verdient."

Auch die SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer begrüßte die Entscheidung. "Wir freuen uns, dass eine iranische Frau mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, die immer in einer schwierigen Situation lebte", sagte Prammer. Damit sei auch "die alles andere als leichte Situation der Frauen im Iran" bei der Preisvergabe mit berücksichtigt worden. (APA/AP/dpa/Reuters)