Washington - Sich ein Bein zu brechen oder unter einem gebrochenem Herzen zu leiden - im Gehirn zeigt sich der Schmerz an derselben Stelle. Einer Studie amerikanischer und australischer Wissenschafter zufolge aktivieren "soziale Schmerzen", wie etwa zurückgewiesen oder ausgeschlossen zu werden, dieselben Hirnregionen wie körperliche Schmerzen. Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse im US-Fachjournal "Science" (Bd. 302, S. 290).

"Herzschmerz" oder "mein Herz tut weh" sind gängige Redewendungen für Liebeskummer. Unklar war bisher jedoch, ob sich körperliche und seelische Schmerzen nicht nur in der sprachlichen Umschreibung, sondern auch in ihrer Verarbeitung im Gehirn ähneln. Die Forscher um Naomi Eisenberger von der Universität von Kalifornien in Los Angeles untersuchten dies nun mit einem Experiment.

Experiment

Die Wissenschafter ließen Studienteilnehmer ein Videospiel spielen, bei dem sich drei Spieler einen Ball zuwarfen. Dabei glaubten die Probanden, sie spielten mit echten Menschen zusammen, während in Wahrheit zwei der Spieler computergesteuert waren. Die Forscher schufen gezielt Situationen, in der sich die Probanden ausgeschlossen fühlen mussten. Dabei maßen die Wissenschafter mit einem speziellen bildgebenden Verfahren (funktionelle Magnet- Resonanz-Tomographie) die Aktivität bestimmter Gehirnbereiche.

In der ersten Versuchsrunde ließen die Forscher die Testpersonen glauben, sie könnten auf Grund eines technischen Problems noch nicht teilnehmen und müssten zuschauen. In der zweiten Runde durften die Probanden dann ins Spiel einsteigen. Nach wenigen Ballwürfen begannen die zwei vermeintlichen Spielpartner jedoch, sich den Ball nur noch gegenseitig zuzuwerfen. In beiden Runden wurden die Studienteilnehmer also ausgeschlossen, sie empfanden dies jedoch nur während der zweiten Versuchsanordnung als Zurückweisung.

Reaktionsabläufe

Im Gehirn stieg in beiden Situationen die Aktivität im "vorderen cingulären Cortex" an, einem Teil des Stirnhirns. Je stärker sich die Probanden ausgeschlossen fühlten, desto aktiver war dieser Bereich. Während der zweiten Spielrunde nahm auch die Aktivität in einem Teil des rechten präfrontalen Cortex zu, einer anderen Region des Stirnhirns. Dieser Bereich wird mit der Regulierung von Stress in Zusammenhang gebracht. Vermutlich werde diese Region aktiv, um das Gefühl des Ausgegrenztseins abzumildern, vermuten die Wissenschafter. Die Reaktionsabläufe seien fast identisch mit denen, die bei der Verarbeitung körperlicher Schmerzen im Gehirn gefunden worden seien. (APA/dpa)