Die muslimische Barbie: Keine unrealistischen Rundungen und Kopftuch.
Bild: noorart.com

Livonia/USA - Auf den ersten Blick hat Barbie von Razanne keine Konkurrenz zu erwarten. Schließlich hat Barbie alles, was die andere Puppe nicht hat: Über- bzw. unterproportionierten Körper, schalen Sex-Appeal und einen gut gefüllten Kleiderschrank. Aber genau aus diesem Grund greifen viele Eltern muslimischen Glaubens in den USA lieber zu Razanne. Sie soll vorwiegend den Mädchen Sittlichkeit und gleichzeitig Selbstbewusstsein demonstrieren.

Innere Werte

Razannes Schöpfer Ammar Saadeh möchte mit Razanne nicht nur eine Marktlücke füllen, sondern vor allem muslimischen Mädchen die Möglichkeit zur Identifikation geben. "Unsere Hauptaussage mit dieser Puppe ist, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf innere Werte", sagte Saadeh. Vor sieben Jahren gründete er mit seiner Frau und weiteren InvestorInnen zusammen die Firma NoorArt, die neben den Puppen anderes Spielzeug für muslimische Kinder anbietet.

Barbies Gegenstück gibt es in verschiedenen Ausführungen - hellhäutig und blond bis hin zu dunkelhäutig und schwarzhaarig. Allen gemeinsam ist die nicht übertriebene Darstellung des Körpers - auf den großen Barbie-Busen und allzu schmale Taille wurde verzichtet. Zudem gibt es die Pfadfinderin-Razanne mit einem auf Kassette aufgenommenem Pfadfinderschwur, die Lehrerin mit Aktenkoffer oder auch Razanne im Gebetsgewand. Auf dem Zeichenbrett wird gerade eine Ärztin entworfen, und vielleicht künftig auch die Austronauten-Razanne. Sie sollen die Sehnsüchte muslimischer Mädchen von heute verkörpern.

Gegenposition zu Stereotypien von Mattel

Im Gegensatz zur Konkurrenz will Saadeh mit seiner Puppe keine Klischees bedienen, wie dies bei den Barbie-Puppen der Firma Mattel der Fall sei. Mattel hat eine marokkanische Barbie und eine Sammlerpuppe namens Leyla im Programm. Mit ihrem Kostüm und ihrer Geschichte - Leyla wird als Sklavin eines türkischen Sultans gefangen gehalten - vermittele die Puppe die Widrigkeiten eines moslemischen Mädchens in den 1720er Jahren, erklärte das Unternehmen. Saadeh sagte dagegen, für ihn sei es wenig überraschend, dass eine Barbie aus dem Mittleren Osten entweder als Bauchtänzerin oder Konkubine dargestellt werde. Gegen diese Stereotypen möchte Saadeh vorgehen, diese seien ein Hauptgrund gewesen, dass er Razanne entworfen habe.

Bisherige Versuche kein Erfolg

Im Gegensatz zu anderen Modellen soll seine Puppe muslimische Mädchen auf der ganzen Welt ansprechen. Bisher versuchte sich sogar schon die Arabische Liga im Puppengeschäft. Ihr Entwurf der Laila kam jedoch nie in die Geschäfte. Sara und Dara, die iranische Variante von Barbie und ihrem Partner Ken, lösten ebenfalls keine Begeisterung bei den Kindern aus.

Razanne soll nun den arabischen Markt erobern. Demnächst soll die Puppe in Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten und auch in Südostasien vermarktet werden. Bisher ist Razanne, die je nach Modell zwischen 9,99 US Dollar (8,50 Euro) und 24,99 US Dollar (21,50 Euro) kostet, in den USA, Kanada, Singapur und Deutschland erhältlich.

Ein weiterer Markt könnte sich in Saudi-Arabien auftun. In dem Land erklärte die Religionspolizei Barbiepuppen erst kürzlich zur Bedrohung für die islamische Moral. Die Puppen mit ihrer "freizügigen Kleidung" und "anstößigen Körperhaltung" seien ein Symbol für die Dekadenz des Westens, hieß es. Barbies sind in Saudi-Arabien zwar verboten, werden aber auf dem Schwarzmarkt verkauft. (APA/AP/red)