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Der amerikanische Wirtschafts-
wissenschaftler John Kenneth Galbraith (Archivbild vom Januar 1992) wurde am 15. Oktober 95 Jahre alt.

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New York - Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith wurde am 15. Oktober 95 Jahre alt. Stets hat sich der Linksliberale für eine soziale Marktwirtschaft eingesetzt und sich um die Belange der breiten Masse und um die sozial Schwachen bemüht. Er propagierte den Wohlfahrtsstaat und gezielte staatliche Wirtschaftsinterventionen.

Galbraith war als Bauernsohn auf einer Farm in Iona Station in der kanadischen Provinz Ontario aufgewachsen und studierte später in Toronto. Er wandte sich an der Universität von Kalifornien in Berkeley später gezielt den Wirtschaftswissenschaften zu. Er wurde ein früher Anhänger des britischen Wirtschaftswissenschaftlers John Maynard Keynes und sprach sich für eine aktive staatliche Wirtschaftspolitik zur Bewältigung der überwältigenden Probleme aus.

Werdegang

Galbraith war während der frühen Jahre des Zweiten Weltkriegs stellvertretender Leiter der amerikanischen Preiskontrollbehörde. Später war er Redaktionsmitglied der US-Wirtschaftszeitschrift "Fortune". Galbraith ist Autor von mehr als zwei Dutzend Fachbüchern und zwei Romanen. Er hatte den US-Präsidentschaftskandidaten Adlai Stevenson beraten und war mit John F. Kennedy befreundet. Hauptberuflich war Galbraith jahrzehntelang als Professor an der amerikanischen Prestigeuniversität Harvard tätig.

Kritik an neoliberaler Politik

Der politische Aktivist kritisierte in den achtziger Jahren die neoliberale Politik der "Reagonomics" in den USA und den "Thatcherismus" in Großbritannien mit ihrer ungezügelten absolut freien Marktwirtschaft und dem gezielten Abbau von Sozialleistungen. Er stand während der Reagan-Zeit völlig im Abseits, doch schrieb er weiterhin ein Buch nach dem anderen. Er wetterte später gegen die Wirtschaftspolitik von US-Präsident George Bush und seines jetzt amtierenden Sohnes George W. Bush.

Hauptwerke

Zu seinen Hauptwerken gehören "The Affluent Society" (Gesellschaft im Überfluss), "The New Industrial State" (Die moderne Industriegesellschaft), "The Good Society" (Die Solidarische Gesellschaft), "American Capitalism" und "The Great Crash", in dem er den Börsenkrach des Jahres 1929 beschreibt.

Warnungen

1987 warnte er vor einem neuen Börsenkrach, der sich prompt einstellte. Er verglich die Situation mit 1929. Galbraith wiederholte seine Warnung Ende 1998 als die Internet-, Technologie- und Telekom-Spekulation an der Wall Street so richtig in Schwung gekommen war. Er verwies auf eine "Spekulationsblase" und die Möglichkeit, dass diese Blase platzen könnte. "Dies sollte jeder im Auge behalten", betonte er in einer Harvard-Rede. Einige Zeit später folgte eine der schlimmsten und längsten Baissen der Wall-Street-Geschichte. (APA/dpa)