Paris - Zu ihrem 30. Geburtstag hat sich die zeitgenössische Pariser Kunstmesse FIAC (Foire internationale d'art contemporain) ein neues grafisches Image und Logo zugelegt. Die vier Buchstaben FIAC stehen in engem Kontakt mit dem Zusatz "Paris". Auf dass es den anderen Kunstmessen angst und bang werde, denn, wie Generaldirektor Jean-Damien Compain von Reed OIP, der im Juli 2003 die technisch-organisatorische Messeleitung der FIAC persönlich übernahm, erklärt, erwäge er, die FIAC eventuell auch in anderen Städten zu organisieren.

Das neue "FIAC Paris"-Wolkenlogo schwebt über den Ständen der 175 Aussteller, die vom 9. bis 13. 10. die Messehallen der Porte de Versailles belegen. Es ist ein sehr auf zeitgenössische Kunst ausgerichtetes Angebot, das die internationalen Galeristen privilegiert. Die Moderne rückt diskret in den Hintergrund. Generell dominiert eindeutig die Malerei. Fotografie existiert wieder mehr als im Vorjahr. Auffallend ist die - strategisch gut positionierte - Anzahl an südeuropäischen, besonders italienischen (15) und spanischen (5) Galerien.

Der Stand des Portugiesen Mario Sequeira, der eine kreisförmige Steininstallation von Richard Long und ein witziges Video von Julian Opie zeigt, wo ein Strichweiblein typische Laufsteg-Topmodel-Körperbewegungen imitiert (25.000 Euro), kann als ein Paradebeispiel für diese gediegene Tendenz gelten, die sich auf einen mutigen Blickfang beschränkt.

Bereits vor der Vernissage wurden 400 erlesene internationale Sammler zur Vorbesichtigung eingeladen. Der Milliardär und sachverständige Sammler François Pinault ging ihnen voraus und beschritt die Messe in Begleitung des Pariser Hip-Galeristen Emmanuel Perrotin. Beider Kauflust soll auch durch die Attraktionen der Seine-Stadt sowie durch Besuche des aktuellen Pariser Ausstellungsangebotes angeregt werden. Sechs Österreichische Künstler und Galeristen sind auch heuer wieder sichtbar präsent. Der Pariser Bernard Jordan zeigt eine Riesenkeramikskulptur von Elmar Trenkwalder, eine Art Pagode aus ineinander verschlungenen Menschengestalten, die in eine Doppelkerze mündet (40.000 €). Elisabeth und Klaus Thoman empfangen in Franz Wests Wohnzimmer, wo über dem Kanapee das vierteilige Werk Bettgeflüster (Fotos, Collagen von 1974-86) hängt, wofür Thoman 38.000 € erwartet. Ergänzend dazu Bruno Gironcolis Skulpturen (von 9000 bis 48.000 Euro) und Papierarbeiten von 1965 bis 1974.

Gironcoli, Star auf den aktuellen Kunstbiennalen in Venedig und Lyon, ist auch bei Dagmar Chobot mit Zeichnungen (bis 4800 Euro) und Bleigüssen (bis 56.000 Euro) vertreten. Ursula Krinzinger hat wieder ein subtiles Gleichgewicht zwischen jungen Künstlern (Eva Schlegel, Martin Walde, Jonathan Meese) und ihrem historischen Aktionismusfundus mitgebracht. Aus Erwin Wurms Fotoserie How to Be Politically Incorrect fällt der Blick auf eine Tempelwand, an der ein - die Jeans herunterlassender - Mann herumklettert (Fuck the 3rd World; 8500 €).

Auch bei Klaus Engelhorn sieht man Nacktpopos (u.a. George Bush als Adam), inklusive Exkrementen, die sich über die Weltkugel ergießen, von Karin Frank vordergründig in Lehm geformt. Ernst Hilger, in Wien expansiv, aber seine Pariser Galerie schließend, unterteilt seinen Stand in thematische Zonen: Erró (mit seiner Edition Die letzte Reise Maos nach Venedig) und die blau-kalten Stadtlandschaften des Jacques Monory werden von Ölgemälden Nikolaus Mosers ergänzt. Viktor Bucher zeigt die modische A4-Format-Serie mit Ersterfahrungen Jugendlicher von Christoph Schmidberger (1400-1700 Euro).

Die FIAC Paris versteht sich auch als Barometer für den Kunstmarkt: Nächste Woche wissen wir mehr über dessen Befindlichkeit. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.10.2003)