Die Goldfarbe reicht über den Rand - nicht alle falschen Münzen sind so leicht zu erkennen.

Foto: Münze Österreich/OeNB
Wien - Ein Wiener Transportunternehmer brachte wie jeden Donnerstag eine Menge Kleingeld in seine Bank und füllte damit den Münzzähler. Zwei Zwei-Euro-Münzen wollte das Gerät aber nicht und nicht akzeptieren. Der zu Hilfe gerufene Bankmitarbeiter warf die beiden Münzen dann hoch in die Luft und ließ sie auf den Tresen fallen. Dann die trockene Analyse: "Schon wieder zwei Falsche."

Nationalbank kalt erwischt

Was bisher eher bei höheren Banknoten befürchtet wurde - einen falschen Schein untergejubelt zu bekommen -, findet nun auch bei Münzen statt. Nicht nur Konsumenten, auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) zeigt sich darüber ein wenig verwundert: "Ja, wir verstehen das auch nicht ganz", meint dazu der Kassendirektor Stefan Augustin. Immerhin stehe dem recht großen Aufwand ein relativ geringer "Wertgewinn" durch die gefälschte Münze gegenüber. Auf der Habenseite der Fälscher steht allerdings, dass Münzen zumindest bisher im Handel kaum überprüft wurden.

Rund 1000 falsche Zwei-Euro-Münzen hat die OeNB bisher aus dem Verkehr gezogen, bei rund 130 Millionen in Umlauf befindlichen ein winziger Prozentsatz, sagt Augustin. In Banken wird die "Schwarzziffer" aber für deutlich höher gehalten. "Einige unserer Kunden haben sich einen falschen Euro als 'Glücksbringer' behalten, andere glauben wieder, die Fälschungen könnten zu Sammelobjekten werden", meint der Filialleiter einer großen Wiener Innenstadtfiliale im Gespräch mit dem STANDARD.

Tradition in Deutschland und Frankreich

Bisher war gefälschtes Hartgeld in Österreich unbekannt, nur falsche Silbermünzen tauchten ab und zu auf. In Ländern mit wertvolleren Münzen wie Deutschland (fünf Mark) und Frankreich (zehn Franc) sei die Fälschung von Münzen aber auch schon vor der Euroeinführung üblich gewesen, meint Augustin.

Die Qualität der Fälschungen sei sehr unterschiedlich, erzählt Betriebsleiter Thomas Kubaczek von der Notenbank-Tochter Münze Österreich, die für die Prägung der echten Euro zuständig ist. "Professionelle Fälschungen kommen ebenso vor wie reine Bastelarbeiten." Den Aufwand der Fälscher beziffern die Experten mit etwa "einem Drittel" des angeblichen Nominalwertes der Münze.

Bei den Euroscheinen gab es im ersten Halbjahr 2003 in Österreich einen leichten Anstieg: Waren es von Juli bis Dezember 2002 2949 Falsifikate, die aus dem Umlauf gezogen wurden, so registrierten die Behörden von Jänner bis Juni 2003 bereits 3272 Stück. Am liebsten wurden Nachbildungen vom 50-Euro- Schein gemacht (60,8 Prozent). Insgesamt wurden in Europa 230.534 Blüten registriert, die im Umlauf waren. Die Zahl der hierzulande auftretenden Falsifikate ist im europäischen Vergleich gesunken. Es zeigte sich, dass Österreich im vergangenen Jahr die Erstdestination vieler Fälschungen aus dem Osten war - diese Aktivitäten haben sich nun nach und nach auf den ganzen Euroraum ausgeweitet.

Wie erkennt man falsche Münzen?

Für den Echtheitstest von Banknoten stehen viele Hilfsmittel zur Verfügung: Kippeffekt, Wasserzeichen, Sicherheitsfaden, Stichtiefdruck, spezielles Papier und die Metallfolie zeigen den Konsumenten, ob sie eine "Blüte" in der Hand haben. Und der Handel setzt eigene Testgeräte mit ultraviolettem Licht und Ähnlichem ein.

Bei Münzen funktioniert das alles nicht. Der Betriebsleiter der Münze Österreich, Thomas Kubaczek, rät, bei Verdacht die Münze mit einem kleinen Magneten zu testen: "Ein- und Zwei-Euro-Münzen sind nur leicht magnetisch. Fälschungen hingegen sind gar nicht oder sehr stark magnetisch. 1-, 2- und 5-Cent sind wegen ihres Eisenkerns stark magnetisch, 10-, 20- und 50- Cents hingegen gar nicht."

Auch ein Klangvergleich kann helfen: Gefälschte Euromünzen klingen beim Aufprall auf den Boden oder andere harte Oberflächen anders - zumeist dumpfer - als die echten Zahlungsmittel. Schlechtere Ausführungen sind auch optisch zu erkennen: Eine flachere und ungenauere Prägung, Materialfehler, fehlende Farbe sind Warnzeichen. (Michael Moravec, DER STANDARD Printausgabe, 9.10.2003)