"Austrians cheer on Schwarzenegger"

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Schwarzeneggers "Ziehvater" Alfred Gerstl: "Ich möchte mit ihm gerne einen Golem-Film machen, der im jüdischen Getto von Prag spielt. Ich hab' ihm das Treatment schon geschickt"

Foto: APA/Markus Leodolter
TV-Teams aus Japan, den USA oder dem Iran kamen nach Graz, um erstaunt zu berichten, aus welcher kleinen Welt der neue große Gouverneur von Kalifornien stammt. Jetzt ist auch das offizielle Österreich stolz auf "Arnie".

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"Arnie, Arnie, Arnie!", skandieren die jungen, mit Freibier bestückten Männer – immer dann, wenn die Scheinwerfer der internationalen TV-Teams auf sie gerichtet werden. CNN überträgt diese Bilder einer ÖVP-Party in einem Grazer Innenstadtlokal live. "Was Sie hier sehen, sind junge Österreicher, die nicht wissen, wofür Arnold steht, außer dafür, dass er reich und berühmt ist. Jeder von diesen Leuten will berühmt und erfolgreich sein", erklärt CNN-Reporter Walter Rodgers mit sonorer Stimme, so, als beschreibe er Riten einer fernen Kultur. Rodgers erzählt von den Eingeborenen der "netten, kleinen Stadt", die mit der Gouverneurswahl ihres Landsmannes nun hofften, wieder "zurück auf der Landkarte zu sein" – es gibt offenbar noch einiges zu tun für die Macher der Europäischen Kulturhauptstadt 2003. Auch Sender wie RTL, Al Alam aus Teheran oder Canal Plus scharen sich um die unbekannten und bekannteren Gäste wie Landeschefin Waltraud Klasnic oder Bürgermeister Siegfried Nagl im Lokal, nachdem sie ihre Drehs im Heimatort Schwarzeneggers in Thal bei Graz im Kasten hatten. Eine Cousine Schwarzeneggers aus dem Mürztal muss ebenso für Interviews herhalten wie ein als Terminator verkleideter Bursch an der Bar und Schwarzeneggers "Ziehvater" Alfred Gerstl. Der ehemalige VP-Bundesratspräsident Gerstl verrät dem STANDARD, dass er mit Schwarzenegger fernab der Politik noch andere Pläne habe: "Ich möchte mit ihm gerne einen Golem-Film machen, der im jüdischen Getto von Prag spielt. Ich hab' ihm das Treatment schon geschickt."

Er wisse schon, worauf das alles abziele: Arnie wolle Präsident der Vereinigten Staaten werden, wagt der ehemalige steirische Landeshauptmann und Partygast Josef Krainer eine Prognose. Natürlich müssten die legistischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Krainer zählt ja ebenfallswie die Gerstls, der Chef der Otto-Möbes-AK- Schule, Albert Kaufmann, oder die beiden Grazer Journalisten Werner Kopacka und Christian Jauschowetz zum engeren steirischen Netzwerk des neuen Gouverneurs. Mit Schwarzenegger verbindet ihn aber auch eine bittere Stunde. In einer "Wetten, dass ...?"-Sendung hatte Schwarzenegger seinem "Freind Joschi" 1995 noch "ollas Guate" für die Landtagswahl gewünscht. Diese endete allerdings mit einem Debakel für Krainer.

So zurückhaltend die österreichische Öffentlichkeit das Phänomen "Schwarzenegger" bisher wahrgenommen hat, so euphorisch wurde der Sohn eines Gendarmen aus Thal am Tag danach gefeiert.

Überschwänglich äußerte sich am Mittwoch das offizielle Österreich. "Wir sind alle stolz auf dich", ließ Bundespräsident Thomas Klestil verlauten. Für Außenministerin Benita Ferrero-Waldner ist Schwarzenegger nun "ein Beweis, wie tüchtig Österreicher weltweit sind". Und Vizekanzler Herbert Haupt war ganz weg: "Ei 6. Spalte ner von uns hat es zum Gouverneur von Kalifornien gebracht." Cool blieb Kanzler Wolfgang Schüssel: "Eine großartige Werbung für Österreich." Auch der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider sprach von einer "Auszeichnung und Aufwertung Österreichs in Amerika".

Ganz andere Hoffnungen hegt hingegen die Kärntner SPÖ: Landesgeschäftsführer Herbert Würschl sieht in Schwarzenegger einen "Verbündeten im Kampf gegen Haider": Das Beispiel Kalifornien zeige, "dass jemand, der das Land heruntergewirtschaftet hat, auch abgewählt gehört". (Colette M. Schmidt/Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 9.10.2003)