Er verhehlte nie seine Lieblingskoalition auf Bundesebene: Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer war stets ein begeisterter Anhänger von Schwarz-Rot. Jetzt hat er im Land alle Chancen dazu - aber offenbar nur begrenzte Lust. Der aggressive Stil des SP-Spitzenkandidaten Erich Haider, der den von der Bundesregierung aufgelegten Voest-Ball geschickt "verwandelte", kam für die ÖVP unerwartet. Und die Wunden sind bei den Schwarzen noch lange nicht verheilt.

Somit ist es ausgerechnet der ewige Großkoalitionär aus Oberösterreich, der eine avantgardistische schwarz-grüne Partnerschaft eingehen könnte. Sympathisanten dafür gäbe es in beiden Parteien - auch auf Bundesebene. Doch dieser Kurswechsel Pühringers wäre mit Schleudergefahr verbunden: Die SPÖ trennen nur drei Mandate von der ÖVP, eine so große Partei ist schwer auszubremsen. Die ÖVP müsste sich außerdem Missachtung des Wählerwillens und billige Rachegelüste vorwerfen lassen. Bei der in den Ländern üblichen Konzentrationsregierung erhält die SPÖ zudem auf jeden Fall Regierungssitze. Nur kann sie theoretisch von Schwarz-Grün überstimmt werden.

Umgekehrt könnten die Grünen sogar mithelfen, den amtierenden Landeshauptmann zu stürzen und stattdessen Erich Haider als Landeschef zu installieren. Dazu müssten sie aber gemeinsame Sache mit der SPÖ und vor allem mit den Blauen machen - Letzteres galt bisher bei den Grünen als Tabu. Die Landes-SPÖ hatte hier in der Vergangenheit weniger Berührungsängste. Umfragen zufolge wollen jedoch zwei Drittel der Oberösterreicher eher keinen zweiten "Landeshauptmann Haider".

Schwarz-Grün oder Rot-Blau-Grün? Alles ist möglich. In der Praxis sieht die Politik eben meist anders aus als in der Theorie. Schließlich würde auch die öffentlich gepflegte Freundschaft zwischen Erwin Pröll und Michael Häupl ganz schnell auseinander brechen, müssten die beiden miteinander regieren. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.10.2003)