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Dass Herr und Frau Österreicher gerne Wein trinken ist bekannt: Davon profitiert auch der Weinversand

Foto: Archiv
Die Österreicher sind trinkfest: 34 Liter Wein konsumiert der heimische Durchschnittsbürger im Jahr, während in Deutschland der Verbrauch erst bei 23 Litern liegt. Dass sich mit der heimischen Liebe zum Traubensaft gute Geschäfte machen lassen, ist evident. Doch seit einigen Jahren ist ein neuer Geschäftszweig im Vormarsch: der Weinversand. Immer wichtiger wird dabei die Onlinebestellung.

Wein & Co, einer der führenden Weinhändler Österreichs, macht bereits zehn Prozent seines Umsatzes mit dem Versand, Tendenz stark steigend. Bei der Wine Company, österreichische Tochterfirma der deutschen Hawesko Holding AG, beträgt der Umsatzanteil des Versandgeschäfts gar 85 Prozent. Und Interspar-Weinwelt, die Versandsparte der Spar-Gruppe, verzeichnet seit ihrer Gründung 2000 kontinuierlich Umsatzzuwächse in zweistelliger Höhe.

Zuversichtlich

Generell zeigt man sich in der Branche zuversichtlich, mit Versand auch in den nächsten Jahren gute Geschäfte zu machen. Skeptischer ist nur die Tiroler Vinorama. Das Tochterunternehmen des Traditionshauses Morandell begann bereits 1988 als eines der ersten in Österreich mit dem Weinversand. "Anfangs war es leicht, es gab kein Jahr ohne zweistellige Zuwachsraten", sagt Vinorama-Versandleiter Franz Gutmann zum Standard. In den letzten Jahren sei Wein allerdings ein gesellschaftlicher Trend geworden. "Es entstand eine Art Goldgräberstimmung, die Konkurrenz ist dadurch wesentlich stärker geworden und das spüren wir natürlich."

Internet im Vormarsch

Besonders gut fährt mit dem "Erfolgszug Weinversand" Alexander Margaritoff, Chef des Europa-Marktführers Hawesko. Bequemlichkeit und Zeitersparnis seien die Erfolgsgründe des Versands: "Viele Leute können oder wollen sich einfach nicht die Zeit nehmen, zum Einkaufen in die Stadt zu fahren und sich anschließend mit dem Transport der Flaschen zu plagen."

Internet wird dabei zu einem immer wichtigeren Ins^trument: Bereits ein Viertel aller Kunden nutzen nach der Auswahl aus dem Katalog die Möglichkeit der Onlinebestellung, etwa acht Prozent aller Käufe werden vollständig online getätigt. Margaritoff rechnet zwar mit einer Verdoppelung in den nächsten fünf Jahren, glaubt aber nicht an die vollständige Ablöse des klassischen Katalogs.

Mit Ausnahme der Weinwelt, deren Produkte allerdings auch in Interspar-Märkten erhältlich sind, gehören Postwurfsendungen bei allen großen österreichischen Weinversandhändlern parallel zum Onlineauftritt zum Marketingstandard.

Bordeauxweine besonders hoch im Kurs

Bei den Verkaufstrends stehen Bordeauxweine besonders hoch im Kurs. In diesem Punkt ähnelt der hiesige Markt dem deutschen, wo Hawesko zehn Prozent des Umsatzes aus Bordeaux-Verkauf lukriert. Ein österreichisches Spezifikum ist die enorme Bedeutung heimischer Produkte: "Ein Drittel unseres Umsatzes machen wir mit österreichischen Weinen", sagt Elisabeth Kamper, Geschäftsführerin der Wine Company. Mit einem Durchschnittspreis von etwa neun Euro pro Flasche führen die Österreicher auch den Trend zu hochwertigen Weinen an. Den deutschen Käufern ist die Flasche im Schnitt nur rund sechs Euro wert.

An der Geschichte der Wine Company zeigt sich aber auch, dass Versand alleine nicht imstande ist, das volle Geschäftspotenzial auszuschöpfen. Bei der Gründung im Jahr 2000 als reiner Versandhändler konzipiert, zollte man ein Jahr später dem Kundenwunsch Tribut und eröffnete einen Outlet-Store, in dem Reste und retournierte Bestellungen abverkauft werden.

Ende September dieses Jahres wurden zwei große Shops in Wien und Salzburg aus der Taufe gehoben. Bei Erfolg sollen bis zu zehn weitere Läden in ganz Österreich folgen. Über die Landesgrenzen expandieren will hingegen Wein & Co, die 2004 nach Tschechien, Ungarn und die Slowakei gehen wollen.(Angelika Slavik, Der Standard, Printausgabe, 04.10.2003)