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Foto: APA/EPA/AFP/Boris Horvat
Frankfurt/Main - Napoleon genügten ein paar Stunden Schlaf, Albert Einstein blieb bis in die Puppen in den Federn. Während ein Kurzschläfer mit drei bis vier Stunden pro Nacht auskommt, brauchen Langschläfer mehr als zehn. Durchschnittlich benötigt der Mensch etwa sieben Stunden, ein "normales Schlafmaß" aber gibt es nicht. Der Bedarf bewegt sich nach Angaben von Schlafforschern innerhalb einer großen Spannweite. Er variiert von Mensch zu Mensch, ist abhängig vom Alter - und von der Qualität des Schlafes.

"Ob ich genug geschlafen habe, merke ich daran, wie es mir im Laufe des Tages geht - nicht direkt nach dem Aufwachen", sagt Jürgen Zulley vom Schlafmedizinischen Zentrum der Universität Regensburg. Wer sich am Morgen zerschlagen fühlt, habe nicht unbedingt zu wenig Schlaf abbekommen. Ein Mangel zeige sich vielmehr dann, wenn einen die Müdigkeit in einer ruhigeren Phase während des Tages übermannt. Auch Gereiztheit oder Überdrehtheit könnten ein Hinweis auf zu wenig Schlaf sein, erklärt Zulley. Umgekehrt gelte: "Wenn ich im Laufe des Tages fit bin, habe ich genug geschlafen."

Schlafbedürfnis herausfinden

Um das individuelle Schlafbedürfnis herauszufinden, rät Kurt Rasche, Chefarzt der Kliniken St. Antonius an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: "Die Menge, die ich brauche, bekomme ich am besten, wenn ich im Urlaub regelmäßig ins Bett gehe." Am Anfang schlafe man vermutlich länger als nötig, nach etwa drei Wochen pendele sich bei gleich bleibenden Umwelteinflüssen aber eine einigermaßen konstante Schlafdauer ein. Und die solle man sich dann möglichst auch im Alltag gönnen, sagt Rasche.

Stress und äußere Bedingungen machen den Bemühungen nicht selten einen Strich durch die Rechnung. Das individuelle Schlafbedürfnis werde im Alltag immer wieder übergangen, beklagt Rasche. "Aber das lässt sich angesichts der gesellschaftlichen Anforderungen kaum verhindern." Ein paar Nächte mit wenig oder keinem Schlaf, seien dabei unbedenklich und voll kompensierbar.

"Nicht übertreiben"

"Einmal eine Nacht weniger zu schlafen, ist überhaupt kein Problem", beruhigt auch Zulley. "Normalerweise holen wir in der zweiten Nacht den Schlaf nach." In der Regel würden in der Nacht nach einem Schlafentzug doppelt so viele Tiefschlafphasen gemessen, die Dauer sei nicht unbedingt ausschlaggebend. Nach einer schlechten Nacht über sein normales Maß hinaus zu schlafen, bringe nichts, sind sich die Schlafforscher einig: "Nicht übertreiben", meint Rasche, "sonst macht das manchmal noch müder."

Probleme

Problematisch wird zu wenig Schlaf dann, wenn die unruhigen Nächte zur Regel werden. Krankheiten, Sorgen und Angst, Stress und unregelmäßiger Schlafrhythmus können zu chronischen Ein- und Durchschlafstörungen führen. Nicht selten verselbstständigen sich die Schlafbeschwerden und halten an, selbst wenn der Auslöser verschwunden ist: ein Teufelskreis aus der angstvollen Erwartung einer schlaflosen Nacht und dem Nicht-Schlafen-Können auf Grund der hohen Anspannung.

"Bloß keine Panik", mahnt Zulley. "Sonst lernt der Körper, diese Schlafstörungen zu konditionieren." Schlaf lasse sich nicht erzwingen. Stattdessen müsse man Ansatzpunkte suchen, den Teufelskreis zu durchbrechen. Neben der Behandlung möglicher körperlicher Ursachen könnten Entspannungstechniken und schlafhygienische Maßnahmen wie etwa ausreichend Bewegung am Tag und Verzicht auf Kaffee am Abend helfen. (APA/AP)