Graz - Ein fünfköpfiges, junges Rektorenteam unter der Leitung des Wirtschaftswissenschafters Alfred Gutschelhofer steht seit kurzem an der Spitze der Universität Graz. Mit einem ambitionierten Managementprogramm will das neue Rektorat die Grazer Uni auf gesunde wirtschaftliche Beine stellen. Allein, so klagte Rektor Gutschelhofer am Donnerstag, "es fehlen rund 20 Millionen Euro für die Umsetzung der ministeriellen Vorgaben zum Gang in die Autonomie".

Finanz-Vizerektor Ralph Zettl präzisierte die Auswirkungen der Finanzmisere: Ab November seien einige Institute nicht mehr in der Lage, ihre Telefonrechnungen zu begleichen. Zettl: "Es kann nicht mehr telefoniert, aber auch nicht mehr kopiert werden. Den Instituten ist das Geld ausgegangen."

Die Institute seien in diese prekäre Situation geraten, obwohl ein genereller Personalaufnahme- und Investitionsstopp verhängt worden sei. Unter die gestoppten Investitionen fallen auch Reparaturen für Computer. Es brechen, sagte Vizerektorin Roberta Maierhofer, auch internationale Forschungsprojekte weg, da in Einzelfällen nicht einmal Chemikalien angeschafft werden können. Rektor Gutschelhofer: "Wir sollen Managementqualitäten besitzen und sollen neue Systeme implementieren, die zweistellige Millionenbeträge kosten. Selbst als Betriebswirt sehe ich hier enden wollende Möglichkeiten, Managementqualitäten, die von der Politik verlangt werden, zu entwickeln."

Für Graz erschwerend kommt noch die Herauslösung der medizinischen Fakultät in eine eigenständige medizinische Universität hinzu. Immerhin verliert die Universität damit auch wertvolle Drittmittel, die bisher zu einem überwiegenden Teil in die medizinische Fakultät geflossen sind. (mue, DER STANDARD, Print, 03.10.2003)