Das "Kommod" in Graz

foto: kommod.com

Graz – "Egal wie diese Geschichte jetzt ausgeht, ich hoffe, die Leute haben eines gelernt: Man soll nicht immer kampflos das Feld räumen", resümiert Helmut Pfundner, einer der Pächter des legendären Innenstadtlokals "Kommod". Das Lokal, in dem sich 17 Jahre lang Studenten Künstler und Freigeister der Grazer Szene trafen, soll gemeinsam mit dem nicht minder beliebten, im Keller desselben baufälligen Biedermeierhauses gelegenen "Triangel" den Abrissbaggern zum Opfer fallen.

Ein Umstand, den weder die Pächter noch die ehemaligen Gäste der Lokale einfach so hinnehmen wollen, denn das Haus war vor Jahren vom Grazer Geschäftsmann Bernhard Lanz gekauft und – zuletzt von der jetzigen Besitzerin, der Immobilienfirma Wegraz – langsam dem Verfall preisgegeben worden.

Der Denkmalschutz war in der zum Unesco-Weltkulturerbe erklärten Altstadt von Graz nur begrenzt wirksam. Auch andere Lanz-Häuser hatte in Graz einst dieses Schicksal ereilt, weswegen die Grazer Bevölkerung mittlerweile recht sensibel reagiert, wie Pfundner weiß: "Wie viele alte Leute hat der Lanz schon aus seinen Häusern geschmissen! Uns haben wildfremde Leute zugerufen: ,Endlich traut sich einmal wer und wehrt sich!' Das war ein tolles Gefühl."

Politikerhilfe

Als Donnerstagvormittag die Abriss-Stunde gekommen war, besetzten die "Freunde des Kommod", von KP-Stadtrat Ernest Kaltenegger und den Grünen-Stadtpolitikern Sigi Binder und Hermann Candussi unterstützt, "ihr" Lokal im Parterre des Hauses – DER STANDARD berichtete.

Die friedlichen "Besetzer" – die von Passanten und Nachbarn mit Bier, Kaffee und Wurstsemmeln versorgt wurden – konnten schließlich einen "sanften Abriss", bei dem nur der Dachstuhl abgetragen werden soll, erreichen.

Am Wochenende wollen die Stadtväter nochmals mit dem Wegraz-Geschäftsführer Reinhard Hohenberg reden, am Montagmorgen treffen sich die Pächter der Lokale mit Hohenberg. Pfundner und seine Partner haben Hohenberg 850.000 Euro für beide Lokale geboten, die schon seit Jahren die einzigen bewohnten Räume des völlig ausgehöhlten Baus sind.

"Ein Traumpreis, vor allem jetzt, wo sie uns bereits die Entlüftung herausgerissen haben," bemerkt Pfundner. Wie Hohenberg bestätigte, fordert dieser 1,3 Millionen Euro, wegen Mehrkosten, die ihm durch den Erhalt der Lokale entstünden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.10.2003)