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Herr Polge, gibt es eigentlich so etwas wie Trends bei Parfums? Jacques Polge : Natürlich, nur ändern sich die Trends nicht so schnell wie in anderen Bereichen. Ich würde sagen, dass es wie bei einem Pendel ist, das etwa alle zehn Jahre in die eine oder andere Richtung ausschlägt. In den 90er-Jahren waren die Düfte transparent, leicht und frisch. Derzeit bevorzugt man eher schwerere, orientalisch angehauchte Düfte. Hat das mit dem momentanen Orientboom in unseren Breiten zu tun? Nein, das ist eine längerfristige Entwicklung. Der Parfümeriebereich reagiert nicht so schnell auf gesellschaftliche Trends wie etwa der Modebereich. Auch werden die Differenzen zwischen den Düften kleiner. Womit hat das zu tun? Ganz klar mit der Globalisierung. Die verschiedenen Brands haben heute die Funktion von nationalen Unterschieden verdrängt. Das ist ein Problem. Was ist die größte Schwierigkeit, wenn Sie ein Parfum kreieren? Einen neuen Namen zu finden. Das hört sich eigenartig an, aber ist ein Namen irgendwo auf der Welt geschützt, ist er nicht mehr zu gebrauchen. Haben Sie für einen neuen Duft ein klares Zielpublikum vor Augen? Mein Zielpublikum ist jung. Niemand kreiert Düfte für alte Menschen. Das einzig wirkliche Kriterium ist allerdings der Erfolg. Wir testen jedes Parfum, bevor wir es auf den Markt bringen, sehr ausgiebig. Und wie lange dauert es, bis ein neues Parfum entsteht? Bei Chanel sind wir mit die Letzten, die Parfums noch selbst kreieren. Der Prozess dauert Jahre. Drei Jahre im Schnitt. (DerStandard/rondo/03/10/03)