Wien - Das Forschungszentrum Seibersdorf sei "Opfer eines groben Unfugs", kommentiert Geschäftsführer Helmut Krünes (FP-Verteidigungsminister 1986/87) eine Meldung der Nachrichtenagentur "Middle East Newsline", in der behauptet wird, der Iran habe 1999 versucht, "angereichertes Uran von Österreich zu kaufen", in Seibersdorf, wo damals ein älterer Forschungsreaktor zur Entsorgung anstand.Die Meldung, die im Kontext der US-Vorwürfe gegen den Iran Staub aufwirbeln könnte, stellt sich bei Recherchen des STANDARD gleich als in mehrfacher Hinsicht falsch heraus. Technisch gesehen enthielt der abgebrannte Reaktorkern des Seibersdorfer Astra-Reaktors, um den es hier ging, kein ohne komplizierte technische Weiterverarbeitung - die der Iran nicht beherrschte - brauchbares angereichertes Uran, erklärt der Rüstungsexperte Georg Schöfbänker, hochangereichertes Uran enthielt der Astra sowieso nicht. Zweitens musste das aus den USA stammende aktive Material nach den strengen US-Weitergaberegeln ohnehin dorthin zurückgehen, sagt Krünes, was auch geschah. Dass Österreich, wie es in der Meldung heißt, dem Iran den Reaktor angeboten hätte, bezeichnet Krünes als völlig ausgeschlossen und verweist auf die strengen Exportbeschränkungen, besonders Ländern wie dem Iran gegenüber. Drittens ist der Reaktor im Besitz der Republik, deshalb wäre jede Anfrage des Iran über den Schreibtisch des österreichischen Botschafters in Teheran gegangen, damals Werner Ehrlich, der heftig dementiert, dass jemals über so etwas geredet wurde. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2003)