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FPÖ-Landesparteiobmann Martin Strutz vor der verrussten, eingeschlagenen Glasscheibe

foto: apa/wiedergut
Klagenfurt - Der Überfall auf die Landesgeschäftsstelle der Kärntner Freiheitlichen in der Klagenfurter Innenstadt ist geklärt. Wie die Polizei am Donnerstag bestätigte, wurden drei junge Männer ausgeforscht. Zwei von ihnen seien direkt an der Tat beteiligt gewesen, beim Dritten handle es sich um einen so genannten Beitragstäter. Das Trio wurde über Weisung des Gerichtes in die Justizanstalt Klagenfurt eingeliefert. Die Tat hat allen Anschein nach politische Hintergründe.

Der Anschlag auf die FPÖ-Zentrale war am Mittwoch um 3.45 Uhr verübt worden. Zuerst war versucht worden, mit einem schweren Stein eine Glasschreibe einzuschlagen. Anschließend wurde ein Brandsatz gegen die aus Panzerglas bestehende Scheibe geschleudert. Dabei entstand an der Fassade des Hauses eine starke Verrußung.

Als mutmaßliche Täter wurden ein 23-jähriger Beschäftigungsloser aus Feldkirchen - er hatte den Stein geworfen - und ein 17 Jahre alter Schüler aus Klagenfurt - er warf den Molotow-Cocktail - ausgeforscht. Sie sind mehrfach vorbestraft und geständig. Beim Beitragtäter handelt es sich um einen 19-jährigen Kfz-Mechaniker aus dem Bezirk Klagenfurt-Land. Er hat zwar zugegeben, die beiden anderen Burschen mit dem Pkw in die Nähe des Tatortes gebracht zu haben, will aber von dem Anschlag nichts gewusst haben.

Bei ihrer Einvernahme erklärten der Beschäftigungslose und der Schüler laut Polizeiangaben, sie wollten "eine Aktion gegen die FPÖ setzen, mit deren Politik sie nicht einverstanden" seien.

Nicht nüchtern

Die drei jungen Männer, denen der Anschlag auf die Landesgeschäftsstelle der Kärntner Freiheitlichen in Klagenfurt zur Last gelegt wird, waren nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt der Tat nicht nüchtern. Sie hätten sich zuvor in einem Park in der Landeshauptstadt getroffen und dort kräftig dem Alkohol zugesprochen. Dabei sei die Idee geboren worden, "eine Aktion gegen die Politik der Kärntner Freiheitlichen zu setzen".

"Doppler"-Cocktail

Wie die drei bei ihrer polizeilichen Vernehmung weiters angaben, seien sie im Auto des Kfz-Mechanikers zu einer Tankstelle gefahren und hätten sich zwei Liter Benzin besorgt. Den Treibstoff schütteten sie in eine Zwei-Liter-Weinflasche, als "Docht" für den Molotow-Cocktail diente ein altes T-Shirt. Nach dem Anschlag hätten sich die zwei Haupttäter wieder mit dem Mechaniker getroffen und seien in die Wohnung des Schülers gegangen.

Bis zu zehn Jahre Haft möglich

Die drei jungen Männer werden sich wegen versuchter Brandstiftung vor Gericht verantworten müssen. Ihnen droht eine Haftstrafe von einem bis zu zehn Jahren.

"Fairness-Abkommen"

Der freiheitliche Landesparteichef Martin Strutz und SPÖ-Landesgeschäftsführer Herbert Würschl hatten sich am Mittwoch nach dem Anschlag auf ein "Fairness-Abkommen" für den laufenden Wahlkampf geeinigt. Damit soll verhindert werden, dass die Stimmung zu sehr angeheizt wird.

FPÖ vs. SPÖ

Strutz erinnerte zuvor auch daran, dass im Wahlkampf 1994 ständig FPÖ-Plakatständer beschädigt und mit Hitler-Fotos überklebt worden seien. Der Täter sei damals ein Mitarbeiter der SPÖ gewesen. Er wolle nach dem jetzigen Anschlag aber keinesfalls irgendeine Schuldzuweisung treffen, betonte der FPÖ-Chef.

Die Kärntner SPÖ hatte daraufhin schärfstens dagegen protestiert, im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf die FPÖ-Landeszentrale genannt zu werden. Es sei eine "ungeheuerliche Unterstellung", wenn der freiheitliche Landesparteiobmann Martin Strutz einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und der SPÖ herzustellen versuche, betonte SPÖ-Landesgeschäftsführer Herbert Würschl. Gleichzeitig verurteilte er "jede Art von Übergriffen, in welcher Form und gegen wen auch immer".

Würschl: "Strutz versucht ungerechtfertigterweise einen Zusammenhang mit Plakatschmierereien aus der Vergangenheit herzustellen" und somit politische Mitbewerber für den Brandanschlag verantwortlich zu machen. Der FPÖ-Obmann sollte sich laut Würschl "lieber überlegen, in den eigenen Reihen nach enttäuschten Freiheitlichen zu suchen". Schließlich kenne man "das Beispiel vom Feuerwehrmann, der gleichzeitig Brandstifter ist", meinte der SPÖ-Geschäftsführer. (APA/red)