Wien - Der Chef der Internationalen
Atomenergieorganisation (IAEO), Mohamed ElBaradei, hat davor gewarnt,
dass ohne konkrete Abrüstungsschritte der Atommächte die Zahl der
Staaten mit Atomwaffen steigen wird. "Solange wir uns nicht stetig
auf eine nukleare Abrüstung zu bewegen, befürchte ich, dass wir als
Alternative eine große Anzahl von Ländern mit Atomwaffen bekommen und
das ist ein zuverlässiges Rezept für eine Selbstzerstörung (der
Welt)", sagte ElBaradei am Dienstag in Wien. Die Atommächte täten gut
daran, nach ihren Zusagen im Atomwaffensperrvertrag zu handeln, fügte
er hinzu.
Die USA, die damalige Sowjetunion und Großbritannien hatten den
Atomwaffensperrvertrag 1968 geschlossen. Darin vereinbarten sie,
keine Nuklearwaffen an Nicht-Atommächte weiterzugeben. Zugleich
verpflichteten sie sich zu Abrüstungsmaßnahmen. Die Atommächte
Frankreich und China schlossen sich dem Vertrag 1992 an. Er wurde
inzwischen von annähernd 190 Ländern ratifiziert.
Indien und Pakistan haben den Vertrag bisher noch nicht
unterzeichnet, obwohl beide Staaten über Atomwaffen verfügen. Israel
hat nie Auskunft darüber gegeben, ob es Atomwaffen besitzt. In
Fachkreisen wird allerdings davon ausgegangen. Nordkorea hatte nach
US-Angaben im vergangenen Jahr eingeräumt, an der Entwicklung von
Atomwaffen zu arbeiten. Das kommunistische Land ist im Jänner aus dem
Atomwaffensperrvertrag ausgetreten.
Die UNO-Organisation IAEO prüft mit regelmäßigen Inspektionen,
dass Nicht-Atommächte ihre Anlagen nicht für geheime
Atomwaffenprogramme missbrauchen. Vor kurzem hatte die IAEO den Iran
aufgefordert, sein Atomprogramm bis zum 31. Oktober offen zu legen
und damit klarzustellen, dass das Land nicht wie von den USA
befürchtet an Atomwaffen arbeitet.(APA/Reuters)