Wien - Immer mehr Säuglinge und Kleinkinder leiden an chronischen Lungenerkrankungen. Das ist zum Teil auch durch das Überleben vieler Frühgeborenen mit extrem geringen Geburtsgewicht bedingt. Bei der Entstehung solcher Leiden - speziell von Asthma - kommt es hier offenbar auch zu einem "bösen Zusammenspiel" zwischen Allergenen und Infektionen, erklärten am Dienstag beim Europäischen Lungenkongress Fachleute im Rahmen einer Pressekonferenz.

Leichtgewichtige Neugeborene mit Lungenerkrankung

"Die Überlebensrate der kleinsten Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht von weniger als einem Kilogramm hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von weniger als 25 Prozent auf mehr als 75 Prozent erhöht. Mehr als 50 Prozent dieser kleinen 'Überlebenden' haben eine chronische Lungenerkrankung in ihrer ersten Lebensphase", erklärte Univ.-Prof. Dr. Lex Doyle (Royal Women's Hospital in Melbourne/Australien).

Lebenslang verwundbar

Die moderne Medizin garantiert allerdings den meisten Betroffenen ein weitestgehend normales Leben. "Glücklicherweise haben diese Personen dann mit dem frühen Erwachsenenalter zumeist normale Lungenwert und auch nicht mehr Asthma als andere Menschen", so Doyle. Allerdings bleiben manche ehemals Frühgeborene ihr Leben lang "verwundbarer", was ihre Lunge betrifft. Rauchen sie auch noch, wirkt sich das besonders schlecht auf die Lungenfunktion aus.

Die britische Neonatologin Univ.-Prof. Dr. Ann Greenough (King's College/London): "In einer Untersuchung zeigte sich, dass 20 Prozent der Babys, die vor der 29. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, Sauerstoff benötigen. 50 Prozent leiden an Lungenbeschwerden im ersten Lebensjahr, 33 Prozent sogar bis zum fünften Geburtstag."

Virusinfektionen der Atemwege in Zusammenhang mit Asthma

"Virusinfektionen der Atemwege stehen bei Kindern jeglichen Alters in einem Zusammenhang mit Asthma. So zum Beispiel erkranken Kinder, die Infektionen mit dem RS-Virus (Respiratory Syncytial Virus) gehabt haben, später häufiger an Asthma", sagte Univ.-Prof. Dr. James E. Gern, Pädiater an der Universität des US-Bundesstaates Wisconsin (Madison) am Dienstag beim Europäischen Lungenkongress.

Auf der anderen Seite führen vor allem Schnupfenviren (Rhino-Viren) bei bereits Asthma-kranken Kindern häufig schwere Anfälle herbei.

Rolle der Schadstoffbelastung

Die Schadstoffbelastung der Luft ist für Asthma-Kinder offenbar entscheidend dafür, wie schwer akute Episoden der Erkrankung verlaufen. Dr. Anoop Chauhan und sein Team vom St. Mary's Hospital in Portsmouth in Großbritannien haben 116 Kinder mit Asthma 13 Monate lang überwacht. Eine höhere Stickstoffdioxid-Belastung der Luft zu Hause in der solchen Episoden vorangegangenen Woche mache allfällige Infektionen nur noch schlimmer. Das führe auch zu vermehrten Asthma-Problemen.

Kochen mit Gas

Kochen mit Gas ist hier offenbar ein deutlicher Risikofaktor, weil es in Innenräumen die NO2-Konzentrationen (Stickstoffdioxid) erhöht. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation sei der sichere Schwellenwert bei NO2 bei einem Jahresdurchschnitt von höchstens 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In der Studie würden diese Werte mit fünf bis 21 Mikrogramm pro Kubikmeter deutlich unter dem Schwellenwert ligen und hätten trotzdem noch einen Effekt.

Bei Kindern mit Asthma sollte also penibel auf die Vermeidung von Schadstoffen in der Luft geachtet werden. (APA)