Dass sein Auftritt gleichzeitig auf allen drei Kanälen der staatlichen RAI übertragen wurde, hat indes heftige Streitereien ausgelöst. Die Opposition sprach von einem "Wahlkampfspot, um die gähnende Leere zu übertünchen". RAI-Präsidentin Lucia Annunziata hatte vom Fernsehauftritt ebenso wenig erfahren wie die zuständige parlamentarische Kontrollkommission.
Berlusconis Rede wurde von einem privaten Kamerateam aufgezeichnet und direkt aus dem Chigi-Palast ausgestrahlt. "Sinkende Geburtenraten und die steigende Lebenserwartung zwingen uns zu einer Reform, die nicht weiter verzögert werden kann", erklärte Berlusconi. Deutschland, Österreich und Frankreich hätten ihre Hausaufgaben bereits erledigt.
Dann erläuterte der Premier die Eckpunkte der Reform. Demnach können die Italiener bis 2008 weiterhin mit 35 Arbeitsjahren in Pension gehen. Wer freiwillig bleibt, soll mit einer Lohnerhöhung von 32,7 Prozent belohnt werden. Ab 2008 sind für die Pensionierung mindestens 40 Arbeitsjahre erforderlich. Pensionen über 60.000 € jährlich werden mit einer zweiprozentigen Steuer belegt. Die hohe Zahl der Invalidenrenten soll durch entsprechende Kontrollen reduziert werden.
Die Gewerkschaften haben unmittelbar nach Berlusconis Rede für 24. Oktober einen Generalstreik angekündigt. Der Unternehmerverband Confindustria hält die angekündigten Maßnahmen für unzureichend. Die Wirtschaftszeitung Il sole-24 ore sprach von einer "Mini-Reform". Nach wochenlangem Tauziehen verabschiedete die Regierung am Montag auch das Haushaltsrahmengesetz. Eine Amnestie für Bausünder soll drei Milliarden € in die leeren Staatskassen bringen. Gegen Bezahlung können nicht genehmigte Bauten bis zu 250 Quadratmetern legalisiert werden.
Koalitionsstreit