Seit die FPÖ in der Regierung sitzt, hat der blaue Montag eine neue Bedeutung bekommen: In Oppositionszeiten diente der Montag der Erholung von Wahlfeiern - als Regierungspartei muss die FPÖ am Montag Wahlschlappen verdauen. Und ist dabei, trotz einiger Erfahrung mit Debakeln, weit davon entfernt, die Krise als Chance zu nützen. Fällt doch die blaue Fehleranalyse ähnlich aus wie nach den vorigen Niederlagen: Jetzt müsse man sich aber ganz wirklich in der Koalition mehr durchsetzen. Fromme Wünsche einer chaotischen Verlierertruppe, die bei der ÖVP auf genauso taube Ohren stoßen wie die letzten paar Male, als sie geäußert wurden.

Auch deshalb, weil ziemlich unklar ist, was denn die herbeigesehnte "blaue Handschrift" sein soll. Nach dem Kindergeld sind der FPÖ die Inhalte ausgegangen. Denn dass die Blauen das dritte Jahr eine große Steuerreform fordern, aber nie durchsetzen können, beeindruckt die Wähler nur mäßig. Und für welche Inhalte die FPÖ sonst steht, was sie eigentlich umsetzen will, wenn es die ÖVP erlauben würde, weiß niemand so genau.

Nicht einmal die FPÖ. Sonst würden sich nicht nach jeder Etappe der Zertrümmerung Jörg-Fans finden, denen nichts anderes einfällt, als nach Altvater Haider zu rufen. Vorerst mit wenig Erfolg: Haider ätzt gegen den Regierungskurs, ziert sich aber, außerhalb Kärntens aktiv zu werden. Niederlagen zu kommentieren ist ja bequemer als Niederlagen zu verantworten. Die Taktik des Keppelns aus Kärnten funktioniert nur so lange, bis das blaue Erregungsniveau nicht unkontrollierbar hoch wird und Personalkonsequenzen verlangt, die über den erhofften Haider- treuen Generalsekretär hinausgehen. Das kann schneller passieren, als Haider lieb ist. Köpfe austauschen ist viel einfacher, als sich mühsam auf die Suche nach Inhalten zu begeben. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.9.2003)