Hat Die Presse Wolfgang Schüssels wehrkraftbeflügelnde Idee, Helmut Zilk in den Vorsitz der Heeres-Reformkommission zu kommandieren, noch mit dem Satz kommentiert "Wie Österreich Themen verblödelt" - als wären Kanzler und Republik auf mystische Weise in eins verschmolzen -, so hat ihr die Berufung von Karl Schranz zum Heeresreformer von Zilks Gnaden schier die Red' verschlagen. Mehr als die Bemerkung, "das größte Reformprojekt in der Geschichte der österreichischen Sicherheitspolitik" werde vor allem durch schillernde Namen geprägt, ist ihr zunächst nicht eingefallen.

Diese Vorsicht ist verständlich, hat das Blatt doch mit seiner Kommentierung von Zilks Mobilmachung und seinen ergänzenden Vorschlägen reformverwendungsfähiger Personen einen Pallawatsch heraufbeschworen, wie Roda Roda ihn kaum besser hätte erfinden können. "Überredet Karl Schranz", hat sie in einem Leitartikel damals gehöhnt. Aber doch nicht zur Heeresreform! Sondern dazu, "die Runde zum neuen ÖBB-Dienstrecht zu präsidieren." Gewiss eine gute Idee. Aber irgendwer auf Zilks Feldherrenhügel dürfte Die Presse schlampig gelesen haben - und schon ist der Held von Sapporo einrückend gemacht!

Nun haben Zilk und Schranz als Nahkampfgefährten manches gemeinsam. So habe er etwa Zilk, erinnert sich Schranz, "seinerzeit, wie er Unterrichtsminister war, im Rennsportausschuss vertreten". Das macht ihn für den Ex-Unterrichtsminister heute volltauglich zum Kampf um die Heeresreform, was er gleich mit der Meldung bestätigte, "ohne Leerläufe sei das Bundesheer eine gute Erziehungseinrichtung". Wenn das die Mutter Courage der Schulreform liest, steht auch einer Berufung in ein Universitätsgremium nichts mehr im Wege. Nur nicht in St. Anton von Party zu Party rauschen, gell?

Hunderte Träger schillernder Namen warteten nach diesem Engagement vermutlich auf das Ergänzungskommando von Helmut Zilk. Viele werden enttäuscht sein, aber die Heeres-Reformkommission umfasst nun einmal nur sechzig strategische Köpfe. Schon zeichnet sich ab, dass wegen der generalstabsmäßigen Durchführung der Bestellungen der ultimative Schlachtplan für die Sicherheit Österreichs erst ein halbes Jahr später als zunächst angekündigt vorliegen soll. Ein Risiko, das viele Patrioten gern in Kauf genommen hätten, hätte wenigstens ein Richard Lugner stolz vor sein Mausi hintreten und sagen können: Mich haben s' g'nommen.

Und er wäre nur einer von vielen gewesen, die sich nach Schranzens Berufung Hoffnung gemacht haben dürften. Denn Heimat bist du schillernder Namen, wo jemandem die Heeres-Reform anvertraut wird, der ja auch Karotten züchten oder Kirschen pflücken könnte, aber weil er das nicht als abendfüllend empfindet, in allen Gassen dampft - in der Krone für unser Recht, im Fernsehen für die Lebenskunst und in der Kommission für das Vaterland. Cincinnatus nichts dagegen, der konnte immer nur eines gleichzeitig - Pflug oder Armee, aber der war ja auch kein Lehrer, wie der Vietcong-General, der die USA besiegt hat.

Überhaupt haben wir das alles dem Eduard Wallnöfer zu verdanken, der zu ihm sagte: Derfst Du zu mir sagen. Darauf war er besonders stolz, und seither hat er eine große Sympathie für die Tiroler, also auch für den Minister Platter. Der weiß ja gar nicht, was er für ein Glück hat! Nicht auszudenken, wenn statt dem Eduard Wallnöfer der Josef Krainer zu ihm gesagt hätte: Derfst Du zu mir sagen. Letztlich aber auch egal, denn ihm wurde ja immer vorgeworfen, dass er mit zu vielen Leuten per Du ist.

Und so darf sich Platter über eine Heeres-Reformkommission freuen, deren schillernde - und andere - Namen einen Abglanz der Sozialpartnerschaft heldenhaften Angedenkens vermitteln. Da schillern Landeshauptleute, Gewerkschaftsoberste und einige Generäle vom Wirtschafts-beziehungsweise Bankenkriegsschauplatz. Aber es ist alles nur Tarnen und Täuschen. Befehlsgewalt hat doch nur einer: der Erfinder Helmut Zilks. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.9.2003)