Randkultur der Rebellion
Die Randkultur der Rebellion zeichne sich durch den Kampf um die eigene Freiheit und gegen Obrigkeiten aus - im Gegensatz zur Revolution, die einen ideologischen Hintergrund habe. Der Angriff von Hackern auf die Web-Site des Weißen Hauses im Mai 2001 habe nur den Zweck gehabt, das System lahm zu legen. "Die Rebellen wollen große Systeme treffen - und Leute, die über Krieg und Frieden entscheiden", erklärte Girtler, der seinen Vortrag im Rahmen des "10. Österreichischen Online-Informationstreffens" und "11. Österreichischen Dokumentartages" an der Universität Salzburg hielt.
"Die Rebellen wollen den Hochmut der Machthaber brechen." Gerade die "Rebellen" hätten heute die große Chance, via Internet ihre Wahrheiten zu verbreiten. Auch frühere Rebellionen, etwa die Bauernaufstände oder die Revolution von 1848, seien erst durch den Buchdruck (etwa Flugzettel) ermöglicht worden.
"Die Gangster im Internet
Die andere Gruppe, "die Gangster im Internet" würden bewusst kriminelle Akte setzen und dabei von der Fahrlässigkeit leben, seien es nun Spione, Diebe oder Schnüffler. So hätten sich zum Beispiel im November 2001 Hacker Kundendaten des "Playboy" besorgt und in der Unterwelt weiterverbreitet. "Das war ein Mordsgeschäft", so der "Randgruppen-Professor". Häufig sei auch das Ausspionieren von Passwörtern. Es gebe aber auch Hacker, die "bloße Freude an der Attacke" hätten.
"Wo es Gauner gibt, gibt es auch einen Ehren-Kodex", betonte der Soziologe. Bei einem Treffen des so genannten "Chaos-Computer-Clubs" habe man auch tatsächlich interne Regeln erstellt. Diese reichen vom freien Zugang zu Computer und Information sowie dem Misstrauen gegenüber Autoritäten ("Forderungen von Rebellen") bis zur Regel "öffentliche Daten nützen, private Daten schützen". Kürzlich habe dieser Club bei einem Kongress in Berlin sogar über Glaube und Moral diskutiert, erläuterte Girtler, der diese Art der Hacker als "virtuelle Robin Hoods" bezeichnete.