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Foto: Reuters/Pratta

Wien - Die Grünen widmeten sich in der gestrigen Nationalratssitzung umfassend dem ihrer Meinung nach unseligen Wirken von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. In einem dringlichen Antrag verlangten sie unter anderem 100 Millionen Euro Soforthilfe für die Universitäten und den Forschungsfonds verlangt.

Außerdem fordern die Grünen höhere Einstiegsgehälter für Lehrer und eine Ausweitung der Ganztagsschuleangebote. In der Begründung heißt es, die Bildungslandschaft in Österreich sei in den letzten Jahren "ausgehungert" worden und Gehrer in ihrem Tätigkeitsbereich "weit gehend untätig" geblieben. Zusätzlich kritisieren die Grünen, angeführt von Parteivize Eva Glawischnig, dass Gehrer es geschafft habe, eine Generationendebatte "in Form einer pauschalen Diffamierung der jungen Menschen" vom Zaun zu brechen. Anstatt entsprechende Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung zu schaffen, schwinge Gehrer die Moralkeule.

Dass sich die Ministerin später darüber erregt habe, in Österreich keine Sachdiskussion führen zu können, mutet für die Grünen "schon fast skurril an", habe sie doch - Stichwort Partys statt Kinder - eine Polemik nach der anderen vom Stapel gelassen.

Gehrer wies die Vorwürfe umgehend zurück: Noch nie sei "im Bereich der Unis und der Forschung so viel ausgegeben worden wie in diesem Jahr". Sie betonte, dass den Universitäten noch heuer 15 Millionen Euro zusätzlich für die Personalkosten zugeschossen werden sollen. Ziel sei es, jungen Wissenschaftern auch die notwendige Rückdeckung zu geben - dass "alles noch besser ausgestattet" werde und dieser Level dann erhalten bleibe, so Gehrer. "Auf das Strengste" wies die Ministerin die Vorhaltungen der Grünen zurück, wonach sie mit ihren Äußerungen eine ganze Ge- neration diffamiert habe. Schließlich habe auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder für sein Land festgehalten, dass es zu wenige Kinder gebe, und darüber habe sich niemand aufgeregt, verwies Gehrer einmal mehr auf das benachbarte Deutschland.

Glawischnigs Forderung nach mehr Ganztagsschulen erwiderte Gehrer mit dem Vorwurf, die Grünen wollten "Zwangstagsschulen in ganz Österreich" etablieren. Ihr dagegen gehe es um die beste Betreuung der Schüler und der Eltern, meinte Gehrer.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 9. 2003)