Thomas Trenkler

Wien - Von den Sparmaßnahmen der Bundesregierung - dieses Jahr wurde keine Universitätsmilliarde ausgeschüttet - und der fünfprozentigen Budgetbindung durch Finanzminister Karl-Heinz Grasser sind auch die Kunstuniversitäten massiv betroffen.

Gerald Bast, Rektor der Angewandten, versteht beinahe die Welt nicht mehr: "Wenn man im Wissenschaftsministerium vorrechnet, dass man die Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, also ein Defizit erwirtschaften wird, lautet die Reaktion bloß, dann werde eben ein Disziplinarverfahren gegen einen eröffnet." Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der bildenden Künste, sieht trotzdem keine andere Chance: "Notfalls müssen wir eben 200.000 Euro Schulden machen."

Dabei hat man bereits in vielen Bereichen "die Kosten massiv heruntergefahren", wie sich Schmidt-Wulffen ausdrückt: An der Akademie wurde die freie Lehre eingeschränkt, die Budgets für die Bibliothek wie für Reisen drastisch reduziert. Und Bast musste einen "absoluten Einkaufsstopp" verhängen: Weder dürfen Bücher erworben noch Investitionen getätigt werden. "Nicht nur, dass wir keine neuen Geräte erwerben können, wir können nicht einmal die kaputten erneuern."

Die Situation sei nachgerade "beschämend" und werde langfristig sehr negative Auswirkungen haben, meint Bast: "Wir sind mit drei Universitäten in den USA Kooperationen eingegangen, unter anderem mit der Rhode Islands School of Design und der Cooper Union in New York. Wenn wir aber nicht investieren, können wir nicht mithalten."

Auch an der Akademie können heuer keine Investitionen getätigt werden (vorgesehen war eine Größenordnung von 500.000 Euro). Laut Schmidt-Wulffen sei Grassers Vorgehen "am Rande der Verantwortungslosigkeit". Bildungsministerin Elisabeth Gehrer bemühe sich zwar um Goodwill-Aktionen, dem Finanzminister aber sei dies "piepe".

Die beiden Rektoren haben zwar keine wirklichen Spielräume: Von den 12,8 Millionen Euro, die der Akademie (exklusive Gemäldegalerie) heuer zugewiesen wurden, entfallen mehr als zehn Millionen auf das Personal. Dennoch müssen sie auf eigene Kosten aufgrund des neuen Universitätsorganisationsgesetzes (samt Ende des kameralistischen Systems) eigene Rechnungswesen aufbauen:

"Die Implementierung dieser neuen Struktur verursacht bei uns Ausgaben in der Höhe von 223.000 Euro", sagt Schmidt-Wulffen. Weil zum Beispiel die zusätzlich benötigten Controller und der Universitätsrat bezahlt werden müssen. "Ich musste die Wirtschaftsprüfer, die unsere Eröffnungsbilanz erstellen, bitten, ihre Rechnungen erst nächstes Jahr zu stellen, weil ich sie nicht bezahlen kann", so Bast.

Die beiden Kunstunis haben gemeinsame Arbeitsgruppen eingerichtet, um das neue System in den Griff zu bekommen. Von einer Zusammenlegung der Verwaltung, wie aus FP-Kreisen wiederholt angedacht, hält Bast jedoch nichts: "Die eigene Verwaltung ist Teil der Identität eines Hauses. Wer das in Abrede stellt, der eröffnet einen Kampf gegen die zeitgenössische Kunst." Und Schmidt-Wulffen kann sich lediglich vorstellen, dass die Unis gegenseitig abgelegte Prüfungen anerkennen und ihre Ausbildungspläne angleichen. Sehr wohl aber sei eine Profildiskussion zu führen. Das heißt: Die künftig eigenständigen Unternehmen müssen sich programmatisch voneinander abgrenzen. Was für die Akademie bedeute, sich auf die Kunst als autonome Praxisform (und nicht als Werk) zurückzubesinnen.

Auf das Budget für 2004 angesprochen, meint Bast verärgert, dass die Wissenschaftsministerin zwar immer wieder betont habe, die Rektoren mögen in mehreren Jahren denken, doch das könne er nicht, da man ihn bis dato nicht unterrichtet habe, mit welchen Mitteln er künftig operieren dürfe. Schmidt-Wulffen pflichtet Bast bei, erwartet aber eine leichte Entspannung - wenn auch nur kurzfristig, da die Bundeszuwendungen gedeckelt sind: "Die Schlinge wird immer enger gezogen." Die Akademie müsse daher genau prüfen, "ob wir vakante Stellen nachbesetzen".

Da Klassen aber eine Leitung brauchen, sofern sie nicht, wie jüngst die Tapisserie, aufgelöst werden sollen, sind die Möglichkeiten minimal. Theoretiker hingegen, die keine Klassen leiten, seien, wenn überhaupt, eher zu entbehren. Und so hat sich der Rektor entschlossen, den Ende September auslaufenden Vertrag von Éric Alliez, der Ästhetik und Soziologie lehrt, nicht zu verlängern - obwohl ein internationaler Protestaufruf gestartet wurde.