Bild nicht mehr verfügbar.

Die Zahl der Todesopfer und Verletzten im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz sinkt seit Jahren, die Freizeit wird gleichzeitig aber immer gefährlicher

Foto:dpa/Zucci
Wien - Radhelm aufsetzen hilft im Fall des Sturzes dem Hirn, Steckdosen sichern erspart Kleinkindern einen frühen Stromschlag, und Teppiche faltenfrei zu verlegen bringt ältere Herrschaften nicht in Sturzgefahr. Die Zahl der Todesopfer und Verletzten im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz sinkt seit Jahren, die Freizeit wird gleichzeitig aber immer gefährlicher. Viele Unfälle wären dabei einfach zu vermeiden, meinen die Analytiker des Instituts "Sicher Leben".

Vier Milliarden Kosten

"Jeder zehnte Österreicher landet nach einer Verletzung im Spital", sagte Rupert Kisser, Leiter von "Sicher Leben", am Montag in einer Pressekonferenz in Wien. Warum das so ist, ist einsichtig und nicht grundsätzlich schlecht: Immer mehr Menschen erleben eine "aktivere Freizeit", die sie zu Bewegung und zum Sport bringt. Allerdings werden die direkten Unfallkosten auch von rund 3,2 Milliarden Euro im Jahr 1998 auf heuer etwa vier Milliarden steigen.

1408 Menschen kamen im Vorjahr bei Unfällen in der Freizeit ums Leben. Aus der am Montag von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (VP) und dem Institut "Sicher Leben" präsentierten Statistik für 2002 geht hervor, dass 73 Prozent aller Unglücke in diesem Bereich passieren. Intensive Aufklärung soll die Lage bessern.

Othmar Thann vom Kuratorium für Schutz und Sicherheit betont "enorme volkswirtschaftliche Vorteile" der Unfallprävention. Die Aktion "Sichere Gemeinden" vor wenigen Jahren in Vorarlberg brachte einen deutlichen Rückgang der Unfallzahlen und "rechnet sich". Die Kosten für Aufklärungsmaßnahmen könnten neunmal so viel Geld an Behandlungskosten einsparen.

Thann forderte ähnlich wie das nationale Verkehrssicherheitsprogramm auch für den Freizeitbereich klare Ziele und Vorgaben bei der Unfallverhütung. Er hält es für machbar, innerhalb der nächsten zehn Jahre die Zahl der Todesopfer zu halbieren und die Unfallzahlen um 25 Prozent zu verringern. An den Kosten sollten sich nicht nur die Unfallversicherer, sondern auch die Krankenkassen als Nutznießer beteiligen.

Gefährliche Schule

Zwei Zielgruppen hat Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (FP) besonders in Visier: Neben den vor allem durch Stürze gefährdeten Pensionisten sind Schüler überproportional stark in der Unfallstatistik vertreten. Rund 60 Prozent der Verletzungen erleiden sie beim Schulsport, 20 Prozent in den Unterrichtspausen. Neben einem gezielten Training der Motorik seien aber auch "soziales Lernen und Aggressionsbewältigung" wichtig. (APA, red, Der Standard, Printausgabe, 23.09.2003)