Wien - Ein 33-jähriger Niederösterreicher hat vielfachen jahrelangen sexuellen Missbrauch von bis zu acht Kindern zugegeben. Unter den Opfern waren nach Angaben der Gendarmerie eine heute 16 Jahre alte Nichte des Mannes, deren 15-jährige Schwester und 13-jähriger Bruder sowie ein neunjähriger Volksschüler aus der Nachbarschaft. In seinem Geständnis sprach der Verdächtige von fünf bis acht Minderjährigen, an denen er sich vergangen habe.

Tatorte waren das verwahrloste Haus des allein stehenden Arbeitslosen in einer kleinen Ortschaft im Bezirk Gänserndorf (NÖ) sowie das Haus seiner Eltern, wenn diese nicht anwesend waren, und ein leer stehender heruntergekommener Weinkeller.

Der Mann habe als etwas seltsamer, aber bisher unauffälliger Einzelgänger gegolten, der nie etwas gearbeitet habe und häufig mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sei, sagte ein Ermittler am Sonntag.

Mit Faustschlägen gefügig gemacht

Der Verdächtige soll die Kinder mit Süßigkeiten und Einladungen zum gemeinsamen Fernsehen angelockt, dann aber mit Faustschlägen gefügig gemacht haben. Er sitzt jetzt am Landesgericht Korneuburg in U-Haft.

Die Opfer seien geschlagen, sexuell misshandelt und dabei fast immer auch noch mit einer Videokamera gefilmt worden. Verdächtige Videokassetten werden derzeit von den Kriminalisten ausgewertet.

Die 16-jährige Nichte hat ausgesagt, sie sei ab einem Alter von sieben Jahren missbraucht worden. Der letzte Übergriff soll vor rund drei Jahren stattgefunden haben.

Die Ermittlungsergebnisse zeichnen ein tristes Bild der Familienverhältnisse: Das 16-jährige Mädchen war am 15. September zur Gendarmerie gegangen, weil sie von ihrer Mutter aus dem Haus geworfen worden sei. Das jahrelange Martyrium, das sie und die anderen Kinder erleiden mussten, wollte sie demnach ursprünglich gar nicht anzeigen.

Als sie den Gendarmen schließlich doch von ihrem Leidensweg erzählte, kam das erschreckende Ausmaß der Verdachtsmomente nach und nach ans Licht. Die Gruppe für Sexualdelikte der Kriminalabteilung übernahm die Ermittlungen. (APA, Der Standard, Printausgabe, 22.09.2003)