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Edmund Stoiber und seine Ehefrau Karin auf dem vorläufigen Gipfel. Doch dem Bayern steht der Sinn nach Höherem.

Foto: REUTERS/Michaela Rehle
Zünftig hatten sich Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber und seine Ehefrau Karin für den Wahlsonntag hergerichtet: Im Trachtenanzug und im Dirndlkleid schritten sie im heimatlichen Wolfratshausen zur Stimmabgabe, um sich dann in München in einer blumengeschmückten Pferdekutsche vor den Landtag fahren zu lassen.

Huldvoll winkten sie bei Kaiserwetter den Schaulustigen, die sie schon vor der Verkündigung des Wahlergebnisses hochleben ließen. Denn der Sieg der CSU stand schon vor der Schließung der Wahllokale um 18 Uhr fest. Stoiber rief die 9,1 Millionen Stimmberechtigten am Wahltag noch einmal auf, der rot-grünen Regierung in Berlin durch ein Kreuz bei der CSU "einen Denkzettel" zu erteilen. "Je größer das x über der 50-Prozent-Marke ausfällt", desto größer sei das Signal an Berlin, "dass es so nicht weitergeht". Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren erreichte die CSU 52,9 Prozent.

Die bayerische SPD stellte sich schon in der Endphase des Wahlkampfes auf eine Schlappe ein. SPD-Spitzenkandidat Franz Maget erschien gar nicht erst mit Anzug und Krawatte zur Stimmabgabe, sondern hatte sich Freizeitkleidung angezogen, als ob er es sich an diesem Tag lieber auf dem Sofa bequem gemacht hätte. 1998 waren es noch 28,7 Prozent, diesmal sackte die SPD noch tiefer ab.

Maget versuchte am Wahltag aber noch, das Schlimmste abzuwenden. Er wies nicht auf die Stärke der SPD hin, sondern rief die Wähler dazu auf, nicht ihre Stimme an die Kleinparteien wie die FDP, die Freien Wähler oder die Bayernpartei "zu verschenken, denn das nützt nur der CSU". Wie schon in den Wochen davor warnte er vor einer Zweidrittelmehrheit für die CSU: "Eine so erdrückende Mehrheit für eine Partei ist ein Schaden für die Demokratie."

Der Rückenwind

Seit 41 Jahren schon regiert die CSU alleine, und Stoiber setzte darauf, dass ihn die Bayern auch diesmal nicht im Stich ließen. Denn er erhoffte sich Rückenwind für seine bundespolitischen Ambitionen. Den Anspruch, noch einmal Kanzlerkandidat der Union zu werden, hat der 61-Jährige noch nicht aufgegeben. Zu Spekulationen darüber wolle er sich nicht äußern, Interpretationen überlasse er gerne anderen, sagte Stoiber im Gespräch mit Auslandskorrespondenten lächelnd.

Denn in die Freuden über den fulminanten Wahlsieg in Bayern mischt sich auch Trauer. Denn heute, Montag, vor exakt einem Jahr wähnte sich Stoiber seinem Traum, als erster CSU-Politiker deutscher Bundeskanzler zu werden, ganz nahe. In der Parteizentrale der Schwesterpartei CDU knallten schon die Korken, als die ARD als einzige TV-Anstalt einen Vorsprung für CDU/CSU nach Schließung der Wahllokale meldete. Erst nach Mitternacht war klar, Rot-Grün hat die Wiederwahl geschafft, wenn auch nur ganz knapp - aus der Traum für Stoiber, Gerhard Schröder im Kanzleramt zu beerben.

"Der Osten hat die Wahl für Schröder entschieden. Jeder weiß, dass das Hochwasser und der Irakkrieg die Wende gebracht haben", meint Stoiber rückblickend. Und bissig fügt er hinzu: "Wenn wir die Wahl 14 Tage später gehabt hätten, hätten sie sie nicht gewonnen. Ich glaube, dass viele diese Wahl bereuen." (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD/Printausgabe, 22.9.2003)