Nowo-Ogarjowo - Der russische Präsident Wladimir Putin schließt nach eigenem Bekunden die Entsendung russischen Militärpersonals in den Irak nicht aus. Diese Frage stehe derzeit jedoch nicht auf der Tagesordnung, sagte Putin am Samstag. Er betonte, dass die Bedingungen für eine internationale Truppe auf breiter Basis vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen festgelegt werden müssten.

Putin äußerte sich in einem Interview mit US-Medien in seiner Residenz außerhalb Moskaus. Das Pressegespräch fand anlässlich des bevorstehenden Gipfeltreffens mit US-Präsident George W. Bush statt. Putin und Bush kommen nächsten Freitag und Samstag auf dem Landsitz des US-Präsidenten in Camp David zusammen. Davor spricht Putin vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York.

Aufgeschlossen

Mit Blick auf den Wiederaufbau des Irak sagte Putin: "Im Gegensatz zu vielen anderen Beteiligten stehen wir dem Prozess sehr aufgeschlossen gegenüber." Und er fuhr fort: "Theoretisch schließen wir eine aktivere Beteiligung Russlands am Wiederaufbau des Irak nicht aus, einschließlich der Beteiligung unserer Streitkräfte am Normalisierungsprozess." Aber praktisch "steht die Frage einer Entsendung russischer Truppen derzeit nicht auf der Tagesordnung - sie wird noch nicht einmal erwogen."

Der Präsident wiederholte, dass Russland nicht unbedingt gegen eine internationale Irak-Truppe auf breiter Basis unter dem Kommando der USA sei. "Es ist egal, wer diese Operation leitet; es könnten die amerikanischen Streitkräfte sein." Wichtig sei nur, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Entscheidung treffe und die Bedingungen festlege.

Russland gehörte zu den entschiedenen Gegnern des Irak-Kriegs und setzt sich jetzt für eine starke Rolle der Vereinten Nationen im Nachkriegs-Irak ein. Moskau fordert eine rasche Wiederherstellung der irakischen Souveränität.

Angesichts der steigenden Kosten des Irak-Einsatzes und des wachsenden Widerstands gegen die Besatzungstruppen bemüht sich US-Präsident George Bush um eine größere internationale Beteiligung und ist auch zu einer stärkeren Einbeziehung der UN bereit. Die USA wollen aber den militärischen Oberbefehl behalten. (APA/AP)