Sicherheitsrisiko beim Eurofighter? Laut deutschem Rechnungshofbericht offenbar schon.

montage: derStandard.at
Wien - Neue Details aus dem Bericht des Deutschen Bundesrechnungshofes (BRH) zum Eurofighter zitiert das Nachrichtenmagazin "Format" in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe. Das Flugsicherheitsrisiko beim Eurofighter werde demnach als "für den Ausbildungsflugbetrieb nicht akzeptabel" bewertet, hieß es in einer Vorabmeldung am Donnerstag. Der Chef der Sparte Militärflugzeuge beim Hersteller EADS, Aloysius Rauen, wies den Inhalt des BRH-Berichts ein weiteres Mal zurück.

"Vielzahl von gravierenden Mängeln"

Der BRH spricht laut dem Magazin von einer "Vielzahl von gravierenden Mängeln" beim Bordradar, "deren Behebung bislang nicht absehbar ist". Weiters bemängle der BRH, "dass bei faktisch allen Komponenten des Eurofighters die Entwicklung weit hinter dem Zeitplan zurückhängt". "Minder- und Fehlleistungen" seien etwa beim Seitenleitwerk, den Vorflügeln, der Pilotenkanzel und dem Rumpf festzustellen.

Das Triebwerke wiederum erfülle "in 13 erkannten Bereichen nicht die volle operationelle Fähigkeit (FOC) bzw. die vertraglich vereinbarten Eigenschaften", die Leistungsfähigkeit der Flugzeuge erreiche "nicht einmal die vertraglich vereinbarten Flugparameter (z.B.: Endgeschwindigkeit, Steiggeschwindigkeit, Agilität)." Mit Stand vom 30. Juli 2003 seien von "780 geforderten Verifikationsnachweisen (...) erst 47 vollständig akzeptiert (6 Prozent), weitere 129 teilweise (16,5 Prozent)."

EADS weist Vorwürfe zurück

Eurofighter-Produzent EADS wehrt sich heftig gegen diese getroffenen Aussagen. "Es gibt derzeit noch keinen Bericht, sondern nur einen Entwurf, zu dem das deutsche Verteidigungsministerium erst Stellung nehmen muss", sagte Rauen. "Im Moment wird über ein Papier debattiert, von dem niemand weiß, wie es schlussendlich aussehen wird". Und weiter: "Wir haben alle Leistungs- und Funktionalitätskriterien erfüllt, die notwendig waren, um in Serie zu gehen. Insofern sind die in der Öffentlichkeit diskutierten Aussagen des Rohberichts falsch." EADS könne garantieren, dass 2007 wie vereinbart voll einsatzfähige Eurofighter an Österreich ausgeliefert werden.

Cap: "Eigentlich nicht flugtauglich"

Für den geschäftsführenden SPÖ-Klubobmann Josef Cap sind die Eurofighter "eigentlich nicht flugtauglich". In einer Pressekonferenz warf Cap am Donnerstag unter Hinweis auf die neuen Details aus dem Bericht des Deutschen Bundesrechnungshofes (BRH) der Bundesregierung vor, ein Flugzeug gekauft zu haben, das vor Mängeln nur so strotze. Dazu komme eine "gigantische Geldvernichtung", weil die Betriebskosten der Eurofighter jährlich bei 78 Millionen Euro liegen würden, dem 6,5-fachen der Draken. Cap erneuerte deshalb seine Forderung, dass die Bundesregierung rechtliche Schritte zum Ausstieg aus dem Kaufvertrag prüfen sollte.

Nach dem BRH-Bericht habe der Eurofighter Fehler bein Rumpf, dem Seitenleitwert, der Pilotenkanzel und den Vorflügeln, die Triebwerke erfüllten nicht die volle operationale Fähigkeit. Von 780 geforderten Verifikationsnachweisen seien mit Stand vom 30. Juli 2003 erst 47 oder 6 Prozent erbracht worden.

Dazu kämen die jährlichen Betriebskosten von 78 Mio Euro, obwohl Verteidigungsminister Günther Platter diese im Parlament auf unter 50 Mill. Euro geschätzt habe. Platter sei entweder nicht richtig informiert gewesen oder er habe das Parlament wissentlich falsch informiert.

Ausstieg aus dem Vertrag gefordert

Cap sieht in diesem BRH-Bericht ein "vernichtendes Ergebnis". Deshalb müsse die Bundesregierung aus dem Vertrag aussteigen. Nach einer "News"-Umfrage seien auch 76 Prozent der Österreicher dafür. Der Eurofighter sei "eigentlich nicht flugtauglich" und angesichts der explodierenden Betriebskosten bedeute er eine "Verschwendung von Steuergeldern".

Der SPÖ-Klubobman verwies darauf, dass diese Kosten auch Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit des Bundesheeres und damit auch auf die Arbeit der Bundesheer-Reformkommission hätten. Mit der Entscheidung für den Eurofighter habe Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die Tätigkeit der Kommission eingeengt. Es bestehe die Gefahr, dass dadurch der Reform der finanzielle Boden entzogen werde.(APA)