Heimo Zobernig: Es gibt von mir aus keine besondere Zuneigung zur Wiener Werkstätte. Sie stellt in Wien zwar den Aufbruch in die Moderne zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts dar, aber in meiner künstlerischen Entwicklung hat mich das nicht im Speziellen inspiriert. Es hat sogar gewisse Vorbehalte gegeben.
Welche?
Die großbürgerliche Wiener Werkstätte imitiert ja weitgehend aristokratische Attitüden. Doch darauf will ich gar nicht weiter eingehen. Die Wiener Werkstätte soll in dem gegenwärtigen Projekt mit unseren Erkenntnissen konfrontiert werden, das wäre nach meiner Vorstellung die Arbeit eines Museums heute. Es soll nicht sein, dass die Toten über die Lebenden bestimmen.
Gerade in Wien spürt man eine Tendenz der Verkitschung und Verklärung von allem, was mit der Jahrhundertwende zu tun hat. Eine Gefahr für ihre Arbeit?
Ich glaube, dass das MAK unter Peter Noever das Gegenteil bewiesen hat, und so erkläre ich mir auch, warum man meinen unsentimentalen Blick einbeziehen möchte. Die Wiener Werkstätte ist ja kein homogener Block, sondern eine Versammlung von vielen unterschiedlichen Ansätzen, wo Künstlerpersönlichkeiten herausleuchten. Zum Beispiel ist es interessant, der Entwurfsmethodik eines Josef Hoffmann anhand seiner vielen Zeichnungen nachzuspüren. Dagegen gibt es Beispiele, die sich nicht aus einer kontinuierlichen praktischen Herangehensweise ergeben - eher aus sprunghaften Einfällen. Das interessiert mich.
Der betont künstlerische Aspekt hatte bei der Wiener Werkstätte auch etwas Rückwärts-gewandtes.
Ganz neu war man allerdings, was die corporate identity anbelangt. Da wäre noch eine genauere Aufarbeitung notwendig.
Sie beschäftigen sich schon länger auch künstlerisch mit Museen, bzw. mit dem, was Boris Groys die "Logik der Sammlungen" genannt hat. Warum?
Museen befinden sich seit etwa zwanzig Jahren in einer Phase der intensiven Umgestaltung. Auch die Wahrnehmung davon hat sich geändert, man merkt das daran, wenn Museen etwa in der Werbung immer wieder als Kulisse für Wohnräume benutzt werden.
Wie reagieren Sie darauf?
Indem ich hineindränge in diese Diskussionsplattform und dabei den Mechanismen solcher Institutionen künstlerisch nachspüre.
Zur Ausstellung im MAK: Welche konkreten Ideen gibt es?