Wien - Ein Thai-Popsong wird gleich zu Beginn zum Medium für Gefühle: Pan (Suppakorn Kitsuwan), ein begeisterter Amateursänger, gesteht Sadaw (Siriyakorn Pukkavesa) über Musik seine Leidenschaft. Dass ihn ihr Vater für einen Taugenichts hält, dem es an Respekt vor den Älteren mangelt, sorgt in weiterer Folge für ein paar burleske Wendungen, vermag jedoch die Hochzeit der beiden nicht zu verhindern.
Es wäre ein charmanter kurzer Liebesfilm geworden, meint der Off-Erzähler, ein Gefängniswärter, an dieser Stelle, würde hier schon wieder alles enden. Aber Monrak Transistor, auf der letzten Viennale mit dem STANDARD-Leserpreis ausgezeichnet, geht nun erst richtig los: als Liebesfilm, der den Umweg über die Lebensdauer eines Transistorradios nimmt.
Ein solches ist Pans Geschenk an Sadaw, und gemeinsam mit Monrak, thailändisch für "magische Liebe", gibt es Pen-ek Ratanaruangs Arbeit den Titel. Nach dem Retro-Western-Pastiche Tears of the Black Tiger der zweite, nicht minder eigenwillige thailändische Film, der heimische Kinos erreicht, erzählt Monrak Transistor vom Unglück, das einen befällt, wenn man zu hoch hinaus will.
Das fatalistische Stationendrama beginnt damit, dass Pan zum Militär muss. Und einmal von seiner Geliebten getrennt, treibt es ihn immer weiter fort: Erst geht er nach Bangkok, um Popstar zu werden, und wischt dort, von einem weinerlichen Chef zur Geduld genötigt, bloß jahrelang den Boden auf. Als die Chance zum Durchbruch kommt und Pan sie auch nützt, schlägt das Schicksal erneut zu.
Wieder werden die Liebenden getrennt, wieder flüchtet er - diesmal in die Feldarbeit -, wieder kommt es zum Eklat. Der Pechvogel landet als Taschendieb auf der Straße, bis er zuletzt in einer Strafkolonie wortwörtlich in der Scheiße badet. Ratanaruang bedient sich einer klassischen Moritat, deren Handlungsbogen von der Unschuld am Land in die Verderbnis der Stadt führt und dabei etliche melodramatische Vignetten durchläuft.
Sein stilistischer Zugang zu dieser Fabel ist jedoch mehr vom Camp, von einem augenzwinkernden Bekenntnis zum Populären bestimmt: Nicht nur verleiht er dem Film ein zeitloses Aussehen, indem er gegensätzliche Milieus seines Landes kontrastiert oder moderne Produkte in nostalgischen Settings platziert.
Er bezieht sich mit Surapol Sombatcharoen auch musikalisch auf einen Meister des Thai-Pops der 60er-Jahre, dessen Klassiker Mai Leum (dt.: "Vergiss nicht") gleichsam den kitschig-berührenden Refrain des Films bildet und als sanft ironische Hommage immer in den imaginären Szenen erklingt, in welchen die Liebenden einander ersehnend zusammengeführt werden.
Die schönsten Momente von Monrak Transistor sind so auch jene, in denen das mit satirischen Elementen versetzte Melodram ins Musical kippt - und alle widrigen Umstände, ein wenig wie bei einem Bollywood-Film, mit einem Mal aufgehoben werden: Schon beim Militär werden Leibesübungen derart zu rhythmischen Choreografien, später versammeln sich in einer Szene alle maßgeblichen Beteiligten, um für das Paar in einen traurig-komischen Chor einzustimmen. Ratanaruang gelingt es, all diese Ebenen seines Films mit lockerer Hand zusammenzuhalten.