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Helmut Zilk: "Ich war nie beim Heer, ich war Flakhelfer."

foto: apa/schneider
STANDARD: Was hat Sie bewogen, den Job anzunehmen? Zilk: Das ist eine gewisse Challenge. Der Bundeskanzler hat mich vor drei Wochen angerufen und gesagt, dass ich in der Lage wäre, das Heer aus dem Parteienstreit herauszuhalten. Ich glaube auch, dass man nicht alles im Parteienstreit zerreden kann. Ich habe oft bewiesen, dass ich nicht Brücken abbreche, sondern baue.

STANDARD: Das Bundesheer war aber nie Ihr Spezialgebiet. Zilk: Es hat mich aber immer sehr beschäftigt. Ich war nie beim Heer, ich war Flakhelfer und hatte die vormilitärische Ausbildung der Hitlerjugend. Wer wie ich den Krieg erlebt hat, kann nie Distanz zum Militär haben. Zudem habe ich als Bürgermeister gesehen, wie bedeutsam das Bundesheer im Assistenzeinsatz ist.

STANDARD: Wo ist der größte Reformbedarf im Bundesheer? Zilk: Ich kann und will jetzt nicht Themen der Kommission vorwegnehmen. Ich sage nur so viel: Es gibt kein Tabu.

STANDARD: Hat das Bundesheer genügend finanzielle Mittel? Zilk: Das Bundesheer ist sicher nicht ausreichend dotiert. STANDARD: Ist ein Berufsheer für Sie denkbar? Zilk: Wir werden in der Kommission über die ganze Bandbreite von Wehrpflicht und Berufsheer reden müssen, auch im Zusammenhang mit der Debatte über die europäische Streitmacht.

STANDARD: Wie stehen Sie zum Kauf der Eurofighter? Zilk: Meine Meinung ist bekannt, ich war schon gegen die Abfangjäger, als meine Partei, die SPÖ, noch dafür war. Dennoch klammere ich die Eurofighter als einziges Thema aus. Ein Jahr hat sich die Politik damit beschäftigt, es macht keinen Sinn, wenn wir die Debatte in die Kommission hineintragen. Es soll über Eurofighter diskutiert werden. Aber nicht in der Kommission.

STANDARD: Haben Sie als Roter ein Problem, für eine schwarz-blaue Regierung zu arbeiten? Zilk: Ich arbeite nicht für die schwarz-blaue Regierung. Ich arbeite für Österreich. Das Heer ist ja nicht schwarz-blau. Man muss in der Lage sein, über den Parteien zu stehen. Dennoch habe ich mich mit meinen Freunden besprochen - ich wollte nichts machen, das auseinander dividiert. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.9.2003)