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Werner Vogt ist der neuer Wiener Pflegeanwalt

Foto: APA/ ROBERT JAEGER
"Es wird mich nicht gefiltert geben", so die erste Ansage von Werner Vogt zu seiner Bestellung als Wiener Pflegeanwalt. Aber der für Vogt wirksame Filter müsste auch erst erfunden werden. "Kritische Distanz als Prinzip", beschreiben Freunde die wichtigste Triebfeder Vogts. Für den ehemaligen Wiener VP-Chef Bernhard Görg ist er "einer der kreativsten, ehrlichsten und querköpfigsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe. Ein Typ ohne den kleinsten Funken Anpassungsfähigkeit."

So erlebte ihn Görg seinerzeit beim CV - Vogt hatte damals der Studentenschaft eine bisher ungeahnte Öffentlichkeit verschafft. Und ein Studienreformkonzept erarbeitet, das von der Politik dann umgesetzt wurde. Vom Cartellverband wurde Vogt aber cum infamia (mit Schande) ausgeschlossen - dass er in der CV-Zeitschrift Akademia eine Wahlempfehlung für Bruno Kreisky abgegeben hatte, war da nur der letzte Auslöser.

Geprägt wurde Vogt freilich schon viel früher - bei den Jesuiten in Feldkirch: "Im Internat hab' ich gelernt, was es für eine Lebensbereicherung sein kann, wenn man Konflikte auslebt." Dem blieb Vogt sein Leben lang treu.

Mit der SPÖ überwarf sich Vogt endgültig beim Hainburg-Konflikt. Für die Grünen saß Vogt eine Periode lang im ORF-Stiftungsrat - später zog er im STANDARD über die Fraktion "Van der Langeweile" her.

Vogtens Auflehnungsbedürfnis

Vor Vogtens Auflehnungsbedürfnis ist niemand sicher. Sei es der Landesschulinspektor, als Vogt noch Dorfschullehrer im Bregenzerwald war. Oder sei es Wilhelm Thiel, Ex-generaldirektor der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), dem der Chirurg einmal vorwarf, er sei "Parteigünstling" und agiere "im Stil eines Kolonialherrn".

Es war immer Unrecht, das ihn besonders empörte. Als Mitbegründer der "Arbeitsgemeinschaft Kritische Medizin" stand er 1979 bei einem Kongress in Salzburg auf und forderte den hoch dekorierten Psychiater Heinrich Gross auf, er solle nicht über Tötungsdelikte von geistig Kranken, sondern lieber über Tötungsdelikte an geistig Kranken sprechen: über die Verbrechen vom Spiegelgrund, für die Gross bis heute nicht verurteilt wurde.

31 Jahre als Unfallchirurg

Im Jahr 2000 ging Vogt nach einer Herzoperation in Pension. Nach 31 Jahren als Unfallchirurg am Lorenz-Böhler-Krankenhaus. Der 65-Jährige geht's jetzt trotzdem nicht ruhiger an: Zuletzt engagierte sich der gebürtige Tiroler, zweifache Großvater und enthusiasmierte Skifahrer als Mitinitiator des Sozialstaat-Volksbegehrens. Und ist ein vehementer Kritiker der Wiener Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann.

Jetzt bestellt sie ihn nach dem Pflegeskandal im Lainzer Geriatriezentrum als "Pflegeanwalt". Da ist noch einiges zu erwarten. Den Vogt-Filter hat Pittermann jedenfalls ganz sicher nicht erfunden. (Roman Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 13/14.9.2003)