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Ausschnitt aus einem Plakat von Josef Hoffmann (entstanden um 1905)

Foto: APA/Imagno Brandstaetter Images/Austrian Archives
Wien - Eigentlich ist der Geburtstag schon wieder eine ganze Weile her. Im Mai dieses Jahres jährte sich die Gründung der berühmten "Wiener Werkstätte" zum hundertsten Mal. Nun, rund vier Monate danach, kommt der Reigen an Geburtstagsveranstaltungen endlich so richtig in Schwung. Zwischen den großen Ausstellungen im Wien Museum, die gestern Abend eröffnet wurde, und im MAK, die am 10. Dezember ihre Pforten öffnet, zeigen fünf Galerien in aufeinander abgestimmten Präsentationen Arbeiten des von Josef Hoffmann und Koloman Moser gegründeten Unternehmens. Auktionen im Dorotheum und bei den Wiener Kunst Auktionen im Palais Kinsky erweitern das Programm.

In ihrer Herbstausstellung zu Österreichischer Kunst des 20. Jahrhunderts zeigt die Galerie Kovacek & Zetter vom 26. September bis 20. Dezember in erster Linie Bilder und Keramiken der Werkstätte. In Wolfgang Bauers Galerie Bel Etage sind vom 17. Oktober bis 31. Jänner bei der Ausstellung "Wiener Werkstätte - Die ewige Moderne. Ihre Künstler und deren Schüler" Einrichtungs- und Kunstgegenstände der Wiener Werkstätte sowie des Jugendstils und der Secession zu bewundern. So gibt es neben Arbeiten von Adolf Loos und Otto Wagner etwa einen Klappsekretär von Josef Hoffmann aus dem Jahr 1910, Kolo-Moser-Möbel für die Villa Henneberg auf der Hohen Warte und Metallobjekte der beiden. Zu der Schau wird ein Katalog aufgelegt.

Josef Hoffmann

Ganz im Zeichen von Josef Hoffmann steht der Kunsthandel Patrick Kovacs vom 23. Oktober bis 20. Dezember mit der Schau "Josef Hoffmann - Inspirator der Wiener Moderne". Ausgeführte Entwürfe des Künstlers für Projektarbeiten der Wiener Werkstätte werden hier Exponaten seiner Wiener Zeitgenossen gegenübergestellt, um die Position Hoffmanns innerhalb der Künstlergruppe auszuloten.

Im Zeitraum vom 23. Oktober bis 31. Jänner stellt die Galerie bei der Albertina, die heuer ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, Arbeiten von Mitgliedern der Wiener Werkstätte und ihrem Umkreis aus. Die Ausstellung "Die Wiener Werkstätte - ein Gesamtkunstwerk" soll dabei mit rund 120 Exponaten (darunter Originalkeramiken von Vally Wieselthier) einen breiten Überblick über die Tätigkeit der Künstlervereinigung bieten. Besonders hervorzuheben ist eine Sammlung von 400 Postkarten der Wiener Werkstätte. Kunsthandwerk wie Keramik und Glasgegenstände der Künstlerwerkstätte ist in dem auf österreichischen Jugendstil spezialisierten Kunsthandel Elisabeth Michitsch permanent zu bewundern.

Gegenwartsbezug

Auch beim Auktionshaus Dorotheum und den Wiener Kunst Auktionen im Palais Kinsky können in diesem Herbst "Wiener Werkstätte"-Objekte erworben werden. Die Dorotheums-Auktion "Jugendstil/Wiener Werkstätte" findet am 25. November (Besichtigung 15. bis 25.11.) statt. Am 27. November kommen dann bei der "Auktion Wiener Werkstätte" im Palais Kinsky Objekte aus der Designwerkstätte unter den Hammer.

Den Abschluss des dichten Jubiläumsprogramms bildet dann die Ausstellung "Preis der Schönheit", die vom 10. Dezember bis 7. März 2004 im MAK zu sehen ist. Sie ist, im Gegensatz zu den anderen Präsentationen, gegenwartsbezogen und soll "die Gültigkeit" der Arbeiten der Wiener Werkstätte, "die als herausragende Lösungsvorschläge für die gestaltete Umwelt des beginnenden 20. Jahrhunderts realisiert werden konnten, einer tief- greifenden Evaluierung unterziehen" (Pressetext).

Zum Nachblättern

Gleichzeitig ist auch ein Bildband erschienen. "Design der Wiener Werkstätte 1903-1932" dokumentiert in rund 550 Abbildungen (davon 450 in Farbe) die Intensität, mit der sich die Entwerfer des Unternehmens in den knapp 30 Jahren seines Bestehens fast allen Lebensbereichen gewidmet haben. Christian Brandstätter hat eine Fülle von Material zusammengetragen, kurze Texte dazu verfasst und die so entstandene informative Augenweide in seinem Verlag herausgebracht.

Architektur, Möbel, Grafik, Postkarten, Buchkunst, Plakate, Glas, Keramik, Metall, Mode, Stoffe und Schmuck - es scheint nichts zu geben, was den Designer der Wiener Werkstätte entgangen wäre. Dass nicht nur die prägenden Gründergestalten Kolo Moser und Josef Hoffmann, sondern auch Künstler wie Carl Otto Czeschka, Bertold Löffler oder Eduard Josef Wimmer-Wisgrill Erwähnung finden, ist einer der Verdienste des Buches.

Kontakt

Schließlich war programmatisch vorgesehen, dass die Objekte des Unternehmens nicht nur das von Koloman Moser entworfene Monogramm (quasi ein Vorläufer des "corporate design"), sondern auch die Monogramme von Entwerfenden und Ausführenden tragen sollten. "Wir wollen einen innigen Kontakt zwischen Publikum, Entwerfer und Handwerker herstellen und gutes, einfaches Hausgerät schaffen", hieß es im Arbeitsprogramm der Wiener Werkstätte.

Eigene kleine Kapitel sind auch den wichtigsten Ausstellungen der Wiener Werkstätte und jenen Gesamtkunstwerken an Architektur und Innengestaltung gewidmet, an denen sich der umfassende Gestaltungsgedanke am Besten zeigen lässt: das Cabaret Fledermaus in der Wiener Kärntnerstraße, das Sanatorium in Purkersdorf, das Palais Stoclet in Brüssel.(APA)