Frankfurt/Main - Einen Tag vor seinem 100. Geburtstag am 11.9. hat die Stadt Frankfurt dem Philosophen Theodor W. Adorno ein Denkmal gesetzt. Das Monument ziert einen Platz in der Nähe der Universität, der bereits seit 1995 nach dem 1969 gestorbenen Mitbegründer der "Frankfurter Schule" benannt ist. Das 220 000 Euro teuere Denkmal ist ein Arbeitszimmer in Glaswänden und wurde von dem in Köln lebenden Russen Vadim Zakharov gestaltet.

Unter dem zweieinhalb Meter hohen Glaswürfel stehen ein Schreibtisch und ein Stuhl, die allerdings nicht den erhaltenen Originalmöbeln ähneln. Darauf befinden sich Adornos philosophisches Hauptwerk, die "Negative Dialektik", ein handverbessertes getipptes Manuskript, ein Notenblatt und ein Metronom. Damit sollen Adornos Arbeitsschwerpunkte als Philosoph und Komponist dargestellt werden.

Schwarz-weißes Labyrinth mit Zitaten

Ein schwarz-weißes Labyrinth außerhalb des Kubus ist mit Zitaten aus Büchern des Philosophen beschriftet. Der Künstler Zakharov interpretiert sein Werk als "Monument für das schöpferische Denken", als Bild des Augenblicks, in dem der Denker verschwindet und nur der Gedanke bleibt.

Bislang hatte auf dem Platz ein Krieger-Denkmal gestanden - nicht gerade passend für einen Kritiker von Herrschaftssystemen und Militarismus, wie die Stadt im Adorno-Jubiläumsjahr erkannte. Zakharov hatte sich bei einem Wettbewerb 2002 gegen fünf Konkurrenten durchgesetzt. Udo Kittelmann, Direktor des Museums für Moderne Kunst (MMK) und Jury-Mitglied, hält das Denkmal für "intelligent und sensibel genug, um neugierig auf Adorno zu machen". Ein Abbild der Person sei nicht zeitgemäß und werde Adorno nicht gerecht. (APA/dpa)