Wien - Mit den Worten "Das Ganze ist ein Riesenmurks" klassifizierte der Industrielle Hannes Androsch (AT&S, Salinen Austria u.a.) die Vorgangsweise um die voestalpine. Von einer Vollprivatisierung könne keine Rede sein, da die ÖIAG jedenfalls ja 15 Prozent behalten werde, kritisierte Androsch im ORF-Mittagsjournal. Nach Beurteilung der internationalen Finanzwelt bleibe die voestalpine damit weiter unter staatlichem Einfluss, umso mehr wenn sich auch das Land Oberösterreich beteilige.

"Mauscheln um Minerva"

Die Fehlentwicklung habe ihren Ursprung, als das "Mauscheln um Minerva" aufgedeckt und die Vorbereitung für den Verkauf der voestalpine in die Zeit des oberösterreichischen Landtagswahlkampfs gelegt worden sei. ("Minerva" war das Codewort für Geheimgespräche um die voestalpine zwischen der ÖIAG und dem Magna-Konzern, die im Juli aufgedeckt wurden und die Bundesregierung zum Ausschluss eines Verkaufs an strategische Eigentümer veranlasst haben).

Das habe dem Ansehen des Unternehmens und des Standortes Österreich geschadet und sei kein Renomee für den Kapitalmarkt, ohne dass dafür ein Grund bestanden hätte, sagte Androsch. Völlig zur "Faschingsnummer" sei die Privatisierungspolitik aber mit der Zusammenführung von Bahnbus und Postbus geworden. "Da kauft eine öffentliche Hand von der anderen mit Geld das sie nicht hat und nennt das Privatisierung", so Androsch.

Kein Interesse

Angesichts der sich abzeichnenden Konstruktion bei der Voestalpine, wo nicht genau feststehe, wie die 15 Prozent aus der Wandelanleihe später an Private abgegeben werden sollen, habe er selbst kein Interesse an einer Voestalpine-Beteiligung, sagte Androsch.

Über die Sommermonate war die Kombination Ludwig Scharinger (Generaldirektor der RLB Oberösterreich) mit Androsch immer wieder als "österreichische Auffanglösung" bei einer voestalpine-Privatisierung genannt worden. Androsch, der mit Scharinger als Financier bereits die AT&S und später die Salinen gekauft hat, hat sich bei der voestalpine aber nie in den Vordergrund gedrängt. (APA)