Leipzig - Nach Jahren des Preisdumpings setzen die Stromfirmen wieder den Rechenstift an. Folge: Künftig werden Preisschwankungen an den Strombörsen wie bei Benzin der Ölpreis direkt an die Abnehmer weitergereicht. Wer das Preisrisiko ausschalten will, wird damit künftig mehr für den Strom zahlen als Kunden, die sich auf Preisgleitklauseln einlassen. "Bei Öl oder Bankkrediten findet auch niemand was dabei, einen Teil des Risikos selbst zu tragen", so Christian Kern, Vorstand der Verbund-Stromhandelstochter APT.

Am Rande einer Journalistenreise zur Leipziger Strombörse verwies er auf den Versorger Vattenfall. Beim schwedischen Konzern hätte bereits ein Fünftel aller Kunden Verträge abgeschlossen, die sich unmittelbar am Preisniveau der skandinavischen Strombörse Nordpool orientieren. "Den traditionellen Fixpreis wird es natürlich weitergeben, aber das kostet extra", erläutert Kern.

Dieses Prinzip habe in Österreich bei der jüngsten Preisrunde mit Industriekunden bereits Einzug gehalten, sagt Erwin Mair, Vorstand der e & t, der Handelssparte der Energie Allianz. Er geht grundsätzlich von weiteren Strompreiserhöhungen aus. Für 2004 koste die Bandlieferung einer Megawattstunde zwischen 28,5 bis 29 Euro, für 2005 sei ein 20-prozentiges Plus zu erwarten. Diese Verteuerung würde mittelfristig auch auf die Haushaltspreise durchschlagen. (DER STANDARD Printausgabe, 10.9.2003, rose)