Die Stichwörter für den Trainingsmarkt der Zukunft lauten "Performance-Management" und "Performance-Consulting"

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Der Markt für Training und Coaching befindet sich in einem radikalen Wandel, sagt der Sprecher der Österreichischen Wirtschaftstrainer, Niki Harramach, in einem Interview mit dem KARRIERENSTANDARD. Für Harramach sei vor allem der Kostendruck in den heimischen Betrieben dafür verantwortlich.

Konkret sagt der Experte: "Der klassische Trainingsmarkt erfüllt die neuen Anforderungen nicht mehr. Die Frage nach dem "return on investment" nach einem Firmenseminar wird in den Personal-und Vorstandsetagen immer höher." Man müsse sich auf die neuen Herausforderungen also einstellen.

"In Österreich ist der Trainingsmarkt heiß umkämpft und hoffnungslos überschwemmt", so Harramach weiter. Immerhin gebe es derzeit an die 5000 Trainingsanbieter zwischen Bregenz und Wien. Viele davon seien chancenlos, da sie nicht beauftragt werden, weiß der Experte. "Die Unternehmen schauen doch momentan auf jeden Euro, da kann man nicht mehrere Trainer gleichzeitig beauftragen."

"Alte Bekannte"

Altbekannte Trainingsinstitute, die man schon in der Vergangenheit engagiert hatte, haben da große Vorteile, müssen aber künftig auch noch zusätzliche Arbeiten anbieten. Die Stichworte für den Trainingsmarkt der Zukunft lauten, so Harramach, "Performance-Management" und "Performance-Consulting".

Konkret soll die Leistung der Unternehmen durch Bildung verbessert werden, diese Bildung aber auf ihre Effizienz überprüft werden.

Durch den ökonomischen Druck wandere das Human-Resources-Management "in die Linie" weiter. Das sei übrigens ein weltweit zu beob- achtender Trend, sagt Harramach. "Unsere Personalmanager sind aber nicht auf Diskussionen über den strategischen Marktplatz vorbereitet. Sie erhalten jetzt vielmehr eine andere Position im Unternehmen, indem sie zu ,Beratern des Linienmanagements' werden."

Und Harramach weiter: "Ich denke da konkret an die Ostexpansionen heimischer Betriebe: Auch hier werden noch genügend Trainings gebraucht werden. Stichwort: Sprachen, interkulturelles Management. Die Betriebe wollen aber dafür nicht so viel Geld ausgeben."

Resultatorientierung

Die Personalentwickler müssen sich über kurz oder lang mehr in Richtung Beratung entwickeln, denn es gibt gestellte Probleme aus dem Linienmanagement. "Es entwickelt sich hin zu mehr Resultatorientierung. Personalchefs werden zu Consultants ihrer Vorstände."

Bei Konzernen wie DaimlerChrysler gebe es bereits Bildungsvereinbarungen mit den Mitarbeitern, wobei die Hälfte der Zeit, die man für die Seminare brauche, in der Freizeit abgegolten würde.

Ein großer Trend, der auf die Unternehmen zukommt, so Harramach: Künftig wird Personalentwicklung wichtiger. Training wird zu einem Personalbeschaffungsinstrument, und auch Wertschöpfungsmanagement wird wichtig. "Führungskräfte werden sich mit dem Thema Work-Life-Balance mehr auseinander setzen müssen. Denn die Mitarbeiter von morgen wollen Arbeit und Lebensqualität ,unter einen Hut bringen'".

Die Personalabteilung der Zukunft wird ein überbe- triebliches Profitcenter und eine Kernabteilung des Unternehmens, prognostiziert Harramach schon jetzt. Trainingsexperten werden Personalchefs beraten und mutieren zu "Bildungsberatern": Immerhin entsteht dadurch ein neuer Job am Trainingsmarkt. (Judith Grohmann, DER STANDARD Printausgabe, 6./7.9.2003)