Berlin - Die USA haben seit Oktober vergangenen Jahres einem Zeitungsbericht zufolge mehrmals vertrauliche Angebote Teherans zur Auslieferung ranghoher El-Kaida-Führer abgelehnt. Im Gegenzug für die Auslieferung habe der Iran von Washington gefordert, das Land nicht in Zusammenhang mit den Festnahmen zu erwähnen, Mitglieder der iranischen Volksmudschaheddin an Teheran auszuliefern und den Iran von der Liste der "Schurkenstaaten" zu streichen, berichtete die "Welt am Sonntag" (Vorausmeldung) unter Berufung auf Informationen aus deutschen und iranischen Sicherheitskreisen.

Zu den El-Kaida-Führern, die Teheran an eine westliche Botschaft hatte überstellen wollen, gehörten nach Angaben iranischer Geheimdienste der aus Kuwait stammende Sprecher Bin Ladens, Suleimann Abu Geith, sowie Saad bin Laden, ein in Saudi-Arabien geborener Sohn des Extremistenführers. Vertreter deutscher Sicherheitsbehörden bestätigten der "Welt am Sonntag", dass von Oktober 2002 bis Februar 2003 auch über den Umweg Deutschland entsprechende Angebote an die Vereinigten Staaten angetragen worden seien.

"Nicht ernst genommen"

Die USA hätten das Ansinnen jedoch "nicht ernst genommen" und die in die vertrauliche Vermittlung in Deutschland eingeschalteten Iraner als "wichtigtuerische Hinweisgeber" bewertet. Das Bundeskriminalamt habe zuvor intern den Vermittler, den in Baden-Württemberg lebenden Deutsch-Iraner Behzad F., zunächst ebenfalls als "unglaubwürdig" eingestuft.

Zuvor hatte Teheran das Angebot laut dem Bericht auf verschiedenen Kanälen unterbreitet: So soll im November 2002 ein inoffizieller Gesandter Irans bei einem Gespräch in einer westlichen Botschaft in Teheran die heimliche Überstellung von zwölf ranghohen El-Kaida-Mitgliedern angeboten haben. Diese sollten in einem verschlossenen Fahrzeug auf das Gelände einer von Washington zu bestimmenden Botschaft in Teheran gefahren und sofort ausgeflogen werden.

Laut dem Bericht halten sich wichtige Verbündete Bin Ladens weiterhin in Teheran auf. Allein zwischen dem 23. August und 2. September diesen Jahres sollen die Iraner nach Informationen der "Welt am Sonntag" drei Telefongespräche aufgezeichnet haben, bei denen einer der Gesprächspartner Bin Laden gewesen sein soll, der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet vermutet wird. (APA)