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Voest-Betriebsrat Helmut Oberchristl bei der Kundgebung vor der ÖIAG-Zentrale

Foto: APA/Jaeger
Wien/Linz - Vor der ÖIAG-Zentrale in der Kantgasse in Blickweite des noblen Kursalons am Stadtpark regierten Freitagfrüh starke Arbeiterfäuste. Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter demonstrierten von halb acht bis etwa elf Uhr gegen die geplante Totalprivatisierung der Voestalpine, die der ÖIAG-Aufsichtsrat absegnen soll. Die Demonstranten von Voestalpine-Betrieben aus ganz Österreich wurden von Kollegen der Eisenbahner, Metaller, Bau- und Holzarbeiter, Post- und Telekombediensteten und dem Postbus unterstützt. Die Polizei gab die Zahl der Demonstranten um neun Uhr mit 150 bis 170 an, Gewerkschaftsvertreter sprechen von "mindestens 500".

Als der ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis mit einigen ÖIAG-Aufsichtsräten die ÖIAG-Zentrale betrat, gellten ihnen Pfiffe und Buhrufe entgegen. Die Stimmung wird als kontrolliert beschrieben, aber "sicher geladener als das letzte Mal", als es bereits zu Kundgebungen vor der Kantgasse 1 gekommen war.

"Wir haben Feuer der Voest mitgebracht"

Mehrere Fackeln wurden vor der ÖIAG-Zentrale angezündet. Die Belegschaftsvertreter der Voestalpine wollten damit ein Zeichen setzen, dass sie "das Feuer der Voest" mitgebracht haben.

Außerdem bildeten die Belegschaftsvertreter eine Menschenkette, auf den T-Shirts der Voest-Mitarbeiter war zu lesen "Kein Voestverkauf".

Auf mitgebrachten Transparenten war zu lesen "rettet die Voest, morgen die Linz AG, übermorgen der Pöstlingberg".

Belegschaftsvertreter sprachen davon, dass "Oberrevierjäger Heinzl das Revier kaputtschießt". Unter tosenden Applaus meinte ein Belegschaftsvertreter: "wir werden uns unsere Voest selber kaufen."

12.000 Teilnehmern bilden Menschenkette in Linz

Eine nach Angaben der Veranstalter aus 12.000 Teilnehmern gebildete Menschenkette hat am Donnerstagabend in Linz gegen die geplante 100-prozentige Privatisierung der Voestalpine AG sowie weiterer Betriebe im öffentlichen Eigentum demonstriert. Sie reichte sieben Kilometer weit vom Linzer Voest-Werksgelände quer durch die Stadt bis zum Landhaus.

An der Menschenkette und einer anschließenden Abschlusskundgebung vor dem Landhaus in Linz nahmen unter anderem der ÖGB-Vize und Metaller-Chef Rudolf Nürnberger, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) Hans Sallmutter, der Vorsitzende der ÖBB-Gewerkschaft Wilhelm Haberzettel, der Vorsitzende des Voest-Konzernbetriebsrates Helmut Oberchristl sowie die früheren Zentralbetriebsratsvorsitzenden Franz Ruhaltinger und Erhard Koppler teil. Die Hauptreferate hielten ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch und der oberösterreichische SPÖ-Chef Erich Haider.

SP-Haider will Schüsselrücktritt

Verzetnitsch unterstrich die Notwendigkeit der Beteiligung der Öffentlichen Hand an der Voestalpine. Man brauche keinen "österreichischen Kernaktionär" zu suchen, "es sollen einfach 25 Prozent plus eine Aktie bei der ÖIAG bleiben, und das Problem ist gelöst", so Verzetnitsch. Erich Haider warf der schwarz-blauen Regierung den "Ausverkauf der Arbeitsplätze bei der Voest" vor. Und Haider richtete an Bundeskanzler Schüssel - weil dieser gegen die Interessen eines ganzen Bundeslandes arbeite - die Aufforderung: "Treten Sie zurück, Herr Doktor Schüssel, das ist das Beste, was Sie für Österreich tun können". Für den Fall, dass die ÖIAG die weitere Privatisierung der voestalpine beschließe, drohte Haider "härtesten rechtlichen und politischen Widerstand" an. (APA/red)