Es soll Leute geben, die zu Arzneimitteln greifen

... müssen, um schlafen zu können. Bedauernswerte Mitmenschen, denen verantwortungsvolle Ärzte besser Fernsehen verschreiben sollten als irgendwelche Brutalos in Tablettenform, nach deren Einnahme selbst Stuten am Rücken von Black Beauty träumen.

Eines der bewährtesten Sedative, die der ORF seit Jahren am Sonntagabend, ganz im Sinne einer am Montag frisch ans Werk schreitenden Lohnsklaventruppe durch das Telekabel schickt, ist Columbo.

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Natürlich ist nichts gegen den verschlurften Charme von Peter Falk einzuwenden.

Auch seine lieblich-penetrante "eine Frage hätte ich noch"-Folter, mit der er seit den frühen 70er-Jahren des Mordes verdächtige Kotelettenmonster mit Schlaghosen des Grauens piesackt, erfreut normalerweise das späte Quotenauge.

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Wirklich schnarchig sind jedoch die Folgen aus den späten 80ern,

der Generation "Dallas". Und mit solch einer wiegte einen der ORF vorgestern in den Schlaf. Mit schier endlosem Palaver, das sich zog wie Kaugummi, strickte Columbo das Netz, in das ihm der Mordbube schließlich gehen sollte.

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Das weiß man, auch wenn man das Ende der Folge nicht mehr wach miterlebt hat,

sondern am Sofa mit dem Polster frühzeitig eins wurde. Dieser Umstand verantwortet, dass einer der ersten Gedanken beim Aufwachen am Morgen ebenfalls Columbo gilt. Offenbart doch der Blick in den Spiegel exakt dieselben Falten, die sonst des Inspektors Trenchcoat charakterisieren. Danke, lieber ORF! (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 2.9.2003)

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