München/Berlin - Die beiden Rechtsanwälte des offenbar
unschuldig verurteilten Schauspielers Günther Kaufmann (56) haben ihr
Mandat niedergelegt. Die Münchner Anwälte Steffen Ufer und Nikolaus
Koehler begründeten dies am Freitag mit einem gestörten
Vertrauensverhältnis zu ihrem in Berlin inhaftierten Mandanten. Damit
verzögern sich die Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens
und um eine rasche Freilassung des aus Fassbinder-Filmen bekannten
Schauspielers. "Ein Mandant muss unser Spiel spielen, nicht seines", sagte
Koehler. "Das hat Kaufmann lange genug getan." Wenn ein Mandant zu
sehr quer schieße, "ist das Spiel für uns zu Ende". Bei einem Besuch
der beiden Anwälte in der Berliner Haftanstalt Tegel, in der Kaufmann
einsitzt, war es am Donnerstag zum Eklat gekommen. Kaufmann hatte
dabei viele Fragen der Anwälte nicht beantwortet. Ufer und Koehler
brachen das Gespräch deshalb nach gut einer halben Stunde ab. Bei
Kaufmanns Verhalten spielten möglicherweise Medienangebote für die
Exklusivrechte an der Story des 56-Jährigen eine Rolle, sagte Ufer.
Kaufmann engagiert zwei neue Anwälte
Kaufmann hat indessen zwei neue Rechtsanwälte
engagiert. Einem Bericht der Berliner Tageszeitung "B.Z." zufolge, soll der in der Hauptstadt Inhaftierte
neben dem Strafverteidiger Matthias Gerbeit auch den Berliner Anwalt
Robert Unger verpflichtet haben. Unger habe bereits zahlreiche
Prominente Straftäter verteidigt, darunter den letzten SED-Chef Egon
Krenz.
Falsches Geständnis
Kaufmann war - nach einem eigenen falschen Geständnis - im
November vergangenen Jahres vom Landgericht München I wegen Tötung
seines 60-jährigen Steuerberaters zu 15 Jahren Haft verurteilt worden
- wegen schwerer räuberischer Erpressung mit Todesfolge.
Verantwortlich für den Tod des Steuerberaters sind nach neuen
Ermittlungen aber drei vor kurzem in Berlin verhaftete Männer. Zwei
von ihnen haben bereits Geständnisse abgelegt.
Kaufmann hat sich bisher nicht zu den Motiven des falschen
Geständnisses geäußert. Möglicherweise wollte er seine zweite Ehefrau
Alexandra schützen. Die inzwischen an Krebs gestorbene Frau soll sich
bei dem Steuerberater unter falschen Angaben einen Kredit in Höhe von
rund 400.000 Euro erschwindelt haben. Sie soll auch das in Berlin
inhaftierte Trio zu dem Überfall auf den Steuerberater veranlasst und
mit einem der drei Männer ein Verhältnis gehabt haben. (APA/dpa)