Wien - Arbeitsminister Martin Bartenstein gibt im Interview mit dem STANDARD den Männern die Schuld für die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen, was zu einer niedrigen Geburtenrate führt. Familienarbeit werde zu 80 Prozent von Frauen erledigt. "Das Verhältnis muss sich zugunsten der Frauen und zulasten der Männer verschieben. Der wichtigste Hemmschuh für eine partnerschaftliche Familienarbeit ist das Rollenklischee." Das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen müsse ausgebaut werden, sagt Bartenstein und kündigt den Anspruch auf Teilzeitarbeit für Eltern von Kindern im Vorschulalter an:Bartenstein: Es gibt andere Themen, der Anspruch auf Teilzeit für Eltern von Kindern im Vorschulalter etwa. Das werden wir in die Praxis umsetzen. Es braucht in der Arbeitswelt zweifellos diese bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch eine partnerschaftlichere Aufteilung der Familienarbeit. Familienarbeit ist unbezahlt, sie ist keine Erwerbstätigkeit, aber eine ganz wichtige Arbeit, die heute zu 80 bis 90 Prozent von Frauen geleistet wird. Das Verhältnis muss sich zugunsten der Frauen und zulasten der Männer verschieben. STANDARD: Solange Männer mehr verdienen als Frauen, wird ihr Argument immer sein, "besser ich gehe arbeiten, weil ich verdiene mehr als du". Bartenstein: Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Im öffentlichen Dienst verdienen Frauen durchschnittlich sogar etwas mehr als Männer, und auch dort ist der Anteil der Männer, die sich partnerschaftlich mit den Frauen formieren, sehr gering. Die Einkommensunterschiede sind da, aber der wichtigste Hemmschuh für eine partnerschaftlichen Aufteilung der Familienarbeit ist das Rollenklischee. Machen wir uns da nichts vor. (red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.8.2003)