München - Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück will sich trotz des fünften Quartalsverlusts in Folge und einer Rating-Herabstufung nicht zu einer Kapitalerhöhung drängen lassen. "Ob, wann und in welcher Höhe das Kapital verstärkt wird", werde unter Berücksichtigung aller Anteilseigner entschieden, sagte Münchener-Rück-Vorstand Jörg Schneider am Donnerstag in München bei Vorlage der Halbjahresbilanz. Im versicherungstechnischen Geschäft erzielte der

Konzern zwar Fortschritte, blieb aber wegen hoher steuerlicher Vorsorge-Aufwendungen unter dem Strich tief in den roten Zahlen. Damit wurden die Analystenerwartungen überraschend klar verfehlt. Die meisten Experten hatten mit einer Rückkehr in die Gewinnzone gerechnet.

Steuer-Vorsorge

Im zweiten Quartal machte die Münchener Rück unter anderem wegen der Steuer-Vorsorge einen Verlust von 365 Mio. Euro. "Ohne diesen Effekt wäre das zweite Quartal satt schwarz gewesen", sagte Schneider. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verringerte sich das Minus zwischen April und Juni um 4,7 Prozent. Im Halbjahr fiel ein Verlust von 603 Mio. Euro nach 4,1 Mrd. Euro Gewinn vor Jahresfrist. Das Eigenkapital verbesserte sich zum 30. Juni auf 15,1 Mrd. Euro nach 12,5 Mrd. Euro im ersten Quartal. Die Aktie fiel bis zum Nachmittag um fast fünf Prozent auf 96 Euro und war schwächster DAX-Wert.

Am Vortag hatte die Rating-Agentur Standard & Poors das für den Geschäftserfolg von Versicherern wichtige Rating von "AA minus" auf "A plus" gesenkt. Die Münchener Rück hält diesen Schritt für nicht gerechtfertigt. "Kein Zweifel: Dies ist eine unerfreuliche und ein Stück weit überraschende Entwicklung", sagte Schneider. Das Rating werde den Stärken des Unternehmens nicht gerecht. So sei die Ertragskraft in den vergangenen sechs Monaten deutlich gesteigert worden. Beleg sei die Schaden-Kosten-Quote, die in den ersten sechs Monaten im Rückversicherungsgeschäft auf 95,9 Prozent und bei der Erstversicherung auf 96 Prozent gesenkt worden sei. Unter einer Schwelle von 100 Prozent arbeiten Versicherer profitabel.

Umsatzsteigerung

Eine Kapitalerhöhung will das Unternehmen nur nach sorgfältiger Abwägung vornehmen und wenn es selbst eine solche Maßnahme für erforderlich hält. Die Münchener Rück werde alle Schritte unternehmen, um die Kapitalausstattung "erneut auf ein komfortables Niveau" zu bringen, sagte Schneider. Zu den Kriterien für eine Kapitalmaßnahme äußerte er sich nicht. Es sei nicht ratsam, solche Kriterien wie eine "Monstranz" vor sich herzutragen und damit anderen Marktteilnehmern entsprechende Hinweise zu geben. "Wir bewegen uns hier auf sehr dünnem Eis."

Den Umsatz konnte die Münchener Rück im ersten Halbjahr von 20,4 auf 20,8 Mrd. Euro steigern. Für das Gesamtjahr blieb der Konzern bei seiner Prognose und geht von einem Umsatz auf Vorjahresniveau von rund 40 Mrd. Euro aus. "Das Versicherungsgeschäft läuft sehr gut, die Garantiemittel haben sich um die Hälfte erhöht, es geht kräftig aufwärts", sagte Schneider. In der Rückversicherung will der Konzern im Gesamtjahr profitabel arbeiten.(APA/dpa)