Nur weil du paranoid bist, heißt es nicht, dass sie nicht hinter dir her sind" lautet ein von Verschwörungstheoretikern gerne gebrauchter Spruch. Man muss allerdings nicht an Verfolgungswahn leiden, um die Begehrlichkeit der USA auf sensible Fluggastdaten kritisch zu betrachten.

Sicher: Den US-Behörden wird es wahrscheinlich recht gleichgültig sein, wenn Herr Mayer von Wien nach New York fliegt und ein vegetarisches Menü gebucht hat. Der Datensatz wird rasch im elektronischen Nirwana verschwinden. Kommt Herr Mayer allerdings von Kairo über Wien in die Vereinigten Staaten, könnte seine Menüwahl plötzlich interessant werden. Abflug im Nahen Osten und kein Schweinefleisch - ein Fundamentalist? Herr Mayer wird sich wohl einer höflichen Unterhaltung mit den Sicherheitskräften stellen müssen.

Nicht klar, was mit Fluggastdaten geschieht

Völlig unklar scheint auch noch, was die USA mit den Fluggastdaten machen, welche Stellen darauf Zugriff haben und wie lange sie gespeichert bleiben. Es werden zwar strenge Datenschutzbestimmungen versprochen, in Gesetzesform sind diese allerdings noch nicht gegossen.

Eigenartig agiert man jedoch auch in Europa. Die vier größten Fluglinien übermitteln mit Einverständnis der EU-Kommission die sensiblen Daten schon seit März an die USA. Wann eine endgültige Regelung kommt, die Datenschutzbedenken miteinbezieht, steht noch in den Sternen. Eine dieser Airlines, die Lufthansa, betont, dass die Kunden bei der Buchung auf den Datentransfer hingewiesen werden und der Passagier zustimmen muss. In allen heimischen Reisebüros scheint sich dass nicht herumgesprochen zu haben, dort erzählt man Flugwilligen nichts davon. Stellt sich die Frage, ob Datenschutz als Lappalie betrachtet wird. Oder ob einer, der das glaubt, nur paranoid ist. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 27.8.2003)