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Grafik: APA
Die anhaltende Trockenheit hat den heimischen Wäldern derzeit eine wahre Borkenkäferinvasion beschert. "Die Katastrophe ist praktisch nicht mehr aufzuhalten, die Waldbesitzer kommen mit Schlägern und Wegschaffen der betroffenen Fichten nicht mehr nach", sagte Hannes Krehan von der Forstlichen Bundesversuchsanstalt (FBVA) auf Anfrage der APA. Der Experte rechnet für heuer mit einer Schadholzmenge von fünf bis sieben Millionen Festmeter - zum Vergleich: Im Vorjahr waren es rund 600.000.

Vier Generationen

"In durchschnittlichen Jahren bringt der Borkenkäfer zwei bis maximal drei Generationen hervor, heuer sind es erstmals vier Generationen", so Krehan. Er rechnet mit einem Schlüpfen der vierten und letzten Welle Anfang bis Mitte September. Das Problem ist mit dem heurigen Jahr bzw. mit Einbruch der kalten Jahreszeit noch nicht erledigt. Der Borkenkäfer wird im kommenden Jahr im Frühjahr von einem zahlenmäßig hohen Niveau starten. Die Katastrophe wird also noch einige Jahre nachhallen, selbst wenn sich das Wetter wieder normalisiert.

Dass der Borkenkäfer sich heuer derart vermehrt, die Experten registrieren regional bereits die zehnfache Befallsmenge, liegt hauptsächlich an der Trockenheit. "Die Bäume wehren sich normalerweise durch den Harzdruck gegen die Käfer, derzeit sind sie derart geschwächt, dass die Tiere leichtes Spiel haben", erklärte Krehan. Besonders betroffen sind derzeit die Tieflagen Niederösterreichs, Oberösterreichs, des Burgenlandes und der Steiermark.

Betroffene Bäume sofort fällen

Der Experte empfiehlt den Forstbesitzern, betroffene Bäume sofort zu fällen, aus dem Wald zu entfernen und die Umgebung genau zu begutachten. Die Käfer verraten sich derzeit durch frisches Bohrmehl, auch wenn der Baum sonst noch keine Symptome zeigt.

Der Borkenkäfer gilt als der gefährlichste Forstschädling in unseren Breiten. Genau genommen ist es nicht eine Art, die Gruppe der Borkenkäfer zählt bei uns rund 120 Spezies. Ab heftigsten setzt den heimischen Fichten der so genannte Buchdrucker zu, aber auch der Kleine Fichtenborkenkäfer und der Kupferstecher richten Schäden an. Im Normalfall befallen die Käfer hauptsächlich kränkelnde Bäume, besonders attraktiv sind auch frisch ungestürzte, deren Rinde noch intakt ist.

Innerhalb kürzester Zeit kann ein Baum vollständig von Borkenkäfern besiedelt werden. Im unter der toten Borke liegenden lebenden Bast erzeugen die Käfer eine - nomen est omen - "Rammelkammer". In dieses "Liebesnest" locken die männlichen Käfer zwei bis 15 Weibchen an. Nach der Begattung beginnen die Weibchen meist zwei oder drei sechs bis 15 Zentimeter lange Muttergänge anzulegen, wo sie zu beiden Seiten in Ei-Nischen bis zu 100 Eier ablegen. Aus diesen entwickeln sich die Larven, die jede für sich einen isolierten Larvengang anlegt und sich vom lebenden Bast des Baumes ernährt. Der Larvengang endet in der Puppenwiege, wo der Jungkäfer schließlich schlüpft und sich mit seinen kräftigen Kauwerkzeugen, mit denen er sogar Plexiglas durchbeißen kann, aus der Rinde ausbohrt.

Frühzeitiges Abwerfen der Blätter

Zurück bleibt das charakteristische Fraßmuster der Käfer und Larven, das für den Buchdrucker (Ips typographus) und den Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) auch namensgebend ist. Durch die Zerstörung der Leitbahnen im Bast, wo die Assimilate transportiert werden, stirbt der Baum bei starkem Befall ab.

Die Laubbäume haben die lange Trockenheit bisher besser verkraftet. Auch wenn sie teilweise schon frühzeitig ihre Blätter abwerfen, hat sich kein Schädling wirklich großflächig vermehrt, der ihnen zusetzt. Das frühzeitige Abwerfen der Blätter ist eine Reaktion auf die Trockenheit. Die Bäume überstehen das meist unbeschadet, jedenfalls wenn es nicht zu oft hintereinander passiert. (APA)